Hier geht's zu den Sprüchen (thematisch geordnet auf eigenen Seiten, weil es so viele sind ...):
Hier eine ausführliche Abschrift mit den wichtigsten Passagen dieser Übertragung (Danke an Benedikt Fronz für die Komplettierung der Abschrift):
Hier sind alle Sender in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin, angeschlossen Radio Saarbrücken. Wir übertragen aus dem Wankdorf-Stadion in Bern das Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und Ungarn. Reporter ist Herbert Zimmermann ... (Die Anmoderation der Übertragung wurde von Herbert Zimmermann's Assistenten, Robert Lembke ("Was bin ich?"), gemacht)
Deutschland im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft, das ist eine Riesensensation, das ist ein echtes Fußballwunder. Ein Wunder, das allerdings auf natürliche Weise zustande kam, und das wir dem Fußballverstand unserer Spieler und der Vollkommenheit ihres Spiels verdanken. Und dieses Spiel hier hat bereits vor einer Minute mit sieben Minuten Frühzündung begonnen. Und der erste Angriff brandet gegen das ungarische Tor, aber der Angriff verpufft, der Torwächter Groszic kann den Ball annehmen, aber sein Abschlag wird von Rahn, dem deutschen Rechtsaußen, abgefangen. Der gibt zu Ottmar Walter. Aber Ottmar Walter wird vom rechten Verteidiger der Ungarn, von Bruzanski, gebremst ...
Heute ist es kein 3:8, heute ist es keine B-Mannschaft, heute spielt Deutschlands stärkstes Aufgebot ... heute ist wichtig, dass wir in jeder Sekunde am Ball bleiben ... Glück für Deutschland, und jetzt Tor ... ja ist es zu glauben, wir haben ausgeglichen. Kinder ist das eine Aufregung ... wir haben heute übrigens die beste Rundfunkkabine, zum ersten Mal. Aber auch begründet, denn wir sind ja im Endspiel ... jetzt Gefahr, Schuss, auf der Torlinie gerettet, Nachschuss müsste kommen, noch mal auf der Torlinie gerettet, das erste Mal Posipal, das zweite Mal Kohlmeyer, aber die Ungarn bleiben im Ballbesitz, Boszik müsste schießen, gibt zu Czibor, Czibor schießt, abgewehrt, Liebrich rettet, noch einmal Nachschuss, Kocsis am linken Flügel, rettet, rettet, rettet, und jetzt ist die Gefahr beseitigt durch Liebrich ... Liebrich, Liebrich, wenn wir dich nicht hätten! ... Puskas schießt, gehalten auf der Torlinie ... Toni Turek, Mensch, hast du uns eben Angst gemacht ... und da hat wieder Rahn geschossen, Rahn hat, wie man in der Fußballersprache sagt, Dynamit in seinen Füßen, wenn er losbombt aus fünfzehn bis zwanzig Metern, Menschenskind, dann muss aber jeder Torwächter der Welt aufpassen ... jetzt Angriff der Ungarn durch Czibor, alleine durch, Turek, geh aus dem Tor heraus, hat gerettet, Nachschuss von Hidegkuti, ans Außennetz, ans Außennetz, Toni, Toni, du bist Gold wert (oder im Original "Toni, du bist ein Fußballgott" - das wurde nachträglich geändert), du bist mindestens so schwer in Gold aufzuwiegen wie der Coupe Rimet, also der Goldpokal, der 1,5 Kilo schwer sein soll und eine Wert von fuffzehntausend Goldmark haben, bitte, fuffzehntausend habe ich in der Aufregung gesagt, fünfzehntausend heißt es, wenn wir uns ganz korrekt in Schriftdeutsch äußern wollen ...
Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern. Keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder. Es ist schwer, aber die Zuschauer, sie harren nicht (?) aus. Wie könnten sie auch? Eine Fußball-Weltmeisterschaft ist alle vier Jahre, und wann sieht man ein solches Endspiel? So ausgeglichen, so packend. Jetzt Deutschland am linken Flügel durch Schäfer. Schäfers Zuspiel zu Morlock wird von den Ungarn abgewehrt und Boszik, immer wieder Boszik, der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball, verloren diesmal gegen Schäfer. Schäfer nach innen geflankt, Kopfball, abgewehrt, aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt, Tor, Tor, Tor, Tor ... Tor für Deutschland. Linksschuss von Rahn, Schäfer hat die Flanke nach innen geschlagen, Schäfer hat sich gegen Boszik durchgesetzt. 3:2 für Deutschland fünf Minuten vor dem Spielende. Halten Sie mich für verrückt, halten Sie mich für übergeschnappt. Ich glaube, auch Fußball-Laien sollten ein Herz haben, sollten sich an der Begeisterung unserer Mannschaft und an unserer eigenen Begeisterung mitfreuen und sollten jetzt Daumen halten. Viereinhalb Minuten Daumen halten in Wankdorf. 3:2 für Deutschland nach dem Linksschuss von Rahn, der flach im linken Eck einschlug. Und Schuss von Ottmar Walter auf das Tor der Ungarn, aber Groszic rettet. 3:2 für Ungarn, aber jetzt wie von der ... (aus dem Hintergrund: "für Deutschland") ... für Deutschland, ich bin auch schon verrückt. Entschuldigung, 3:2 für Deutschland. Und die Ungarn, wie von der Tarantel gestochen, lauern die Pußtasöhne, drehen jetzt den siebten oder zwölften Gang auf ... und Kocsis flankt, Puskas abseits. Schuss, aber nein, kein Tor, kein Tor, kein Tor, Puskas abseits, ... eindeutige Abseitsstellung von Major Puskas ... Griffith aus Wales, der Linienrichter auf unserer Seite, hatte die Fahne hoch ... der Sekundenzeiger, er wandert so langsam. Wie gebannt starre ich hinüber. Geh doch schneller, geh doch schneller! Aber er tut es nicht, er geht mit der Präzision, die ihm vorgeschrieben ist, wandert voran ... jetzt spielen die Deutschen auf Zeit ...
Fritz Walter zu Schäfer, Schäfer in Rechtsaußenposition, könnte nach innen flanken, schießt, aber er schießt an das kurze Außennetz. Es gibt Abschlag vom Tor der Ungarn. Vielleicht lässt der Schiedsrichter auch nachspielen wegen der einen oder zwei Verletzungen, die passiert sind. Die Ungarn sind völlig aus dem Häuschen. Deutschland ist wieder im Ballbesitz. Rahn hat den Ball bekommen. Rahn spielt zu Fritz Walter. Ball verfehlt, Puskas am Ball im Mittelkreis aber Eckel springt dazwischen, hat abgewehrt. Die ganze deutsche Mannschaft setzt sich ein mit letzter Kraft, mit letzter Konzentration. Ottmar Walter fällt hin. Boszik an zwei Deutschen vorbei, jetzt haben die Ungarn eine Chance, spielen ab zum rechten Flügel, Czibor, jetzt ein Schuss! Gehalten von Toni, gehalten, und Puskas, der Major, der großartige Fußballspieler aus Budapest, er hämmert die Fäuste auf den Boden, als wollte er sagen, ist denn das möglich, dieser Siebenmeterschuss. Es ist wahr, unser Toni hat ihn gemeistert, und die 45. Minute ist vollendet. Es kann nur noch ein Nachspielen von einer Minute sein. Deutschland führt 3:2 im Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft, aber es droht Gefahr. Die Ungarn auf dem rechten Flügel. Jetzt hat Fritz Walter den Ball über die Außenlinie ins Aus geschlagen. Wer will ihm das verdenken? Die Ungarn erhalten einen Einwurf zugesprochen, er ist ausgeführt, kommt zu Boszik. Aus, aus, aus, aus, das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister, schlägt Ungarn mit 3:2 Toren im Finale in Bern! ... nach diesen dreißig Sekunden, die Sie dem Reporter verzeihen müssen, ja bitte, müssen, denn Sie können sich nicht vorstellen, was hier los war, wollen wir versuchen, in normaler Lautstärke und einigermaßen ruhig Ihnen das weitere Geschehen hier zu schildern. Hundert, zweihundert Fotografen auf dem Spielfeld. Angehörige der Schweizer Armee bilden mit einem Seil ein Carré ... Die deutsche Mannschaft, Weltmeister 1954, ist vollkommen im Mittelpunkt der Ovationen. Daneben stehen die Ungarn. Die Ungarn ruhig, gesammelt. Kompliment für diese Jungens, die großartig verlieren können, die uns vorgeführt haben, wie ein wahrer Weltmeister in dem Moment, wo er einmal geschlagen wird, eine solche Niederlage mit Fassung trägt. Und ein Dank diesen prachtvollen Jungens aus Budapest, aber unser Stolz unsere Freude und unseren ganz innigen Dank den 11 Spielern im weißen Jersey und den schwarzen Hosen, die jetzt zur Gegentribüne hinüberlaufen und ei deutsche Schlachtenkolonie begrüßen. Die Fahnen schwarz-rot-gold sind drüben im weiten Rund zu sehen, und auch wir sind ergriffen, während die deutsche Elf in alle vier Richtungen läuft und überall das Publikum, die 70.000 grüßt.
... wir wollen auch in diesem Augenblick nicht vergessen, daß es ein Spiel ist ...
Und wer das ganze noch mal im Originalton hören möchte: Endspiel Fußball-WM 1954 - über diesen Link kann ein über sechs Minuten langer Ausschnitt im RealAudio-Format angehört werden. Alles was man dazu braucht ist ein RealAudio-Player, eine Soundkarte und Lautsprecher sowie eine schnelle Internetverbindung. Hier noch ein weiterer Link zur Endspielübertragung. Und hier noch ein weiterer Link zur Endspielübertragung. Irgendeiner wird hoffentlich funktionieren. Und dann gibt es das Ganze noch auf CD!
Übrigens: Die bekannten Bilder vom Endspiel 1954 stammen von einer Filmkamera, die im Wankdorf-Stadion aufgebaut war, der Ton wurde später von der Radio-Reportage Herbert Zimmermann's übernommen und im Studio zusammenmontiert (und etwas nachbearbeitet!). Es gab auch eine Live TV-Reportage (TV-Reporter Dr. Bernhard Ernst, Sportchef des NWDR aus Münster), aber diese TV-Übertragung wurde nicht aufgezeichnet, deshalb existieren die echten Bilder und der Originalton nicht mehr. Die TV-Übertragung erreichte 1954 bei etwa 27000 angemeldeten Fernsehgeräten weit weniger Teilnehmer als die Radioreportage.
Das 50-jährige Jubiläum der Fußballweltmeisterschaft 1954 im Jahr 2004 bringt bereits im Vorfeld erste Überraschungen. Im Frühjahr 2003 wurden von der ARD bei Recherchen für eine Sendung zum 50. Jubiläum bisher unbekannte Farbaufnahmen vom Endspiel in Bern entdeckt und im Mai 2003 anlässlich des Deutschen Pokalfinales in Berlin erstmals ausgestrahlt. Des weiteren wird im Jahr 2004 ein deutscher Spielfilm über die Weltmeisterschaft und die deutsche Mannschaft in die Kinos kommen. Schaun mer mal, würde Kaiser Franz sagen.
Weitere Details zur Fußballweltmeisterschaft
von 1954 in der Schweiz:
Die Weltmeistermannschaft
bestand aus Toni Turek, Posipal, Kohlmeyer, Eckel, Liebrich, Mai, Helmut Rahn,
Morlock,
Ottmar Walter, Fritz Walter, Schäfer.
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Das gesamte deutsche Team bei der WM in
der Schweiz:
Der Weg zum WM-Titel:
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Übrigens: Nicht nur Franz Beckenbauer hat sich auf diese Weise künstlerisch betätigt, auch Petar "Radi" Radenkovic ("Bin ich Radi, bin ich König") und Gerd Müller ("Dann macht es bumm") haben sich um den Deutschen Schlager verdient gemacht. Und nicht zu vergessen: Die Deutsche Fußball Nationalmannschaft, die mit wechselnden Sangespartnern (u.a. Udo Jürgens, ...) immer wieder bewiesen hat, daß Harmonie und Teamgeist auch außerhalb des Spielfeldes zu ihren herausragenden Eigenschaften zählen. Motto: Was uns nicht umbringt, macht uns stark!
Eine der besten Zusammenstellungen zum Thema Deutscher Fußball ist die 5 CD Box "5 Jahrzehnte Fußball im Originalton" von Martin M. Schwarz, erschienen bei HörbucHHamburg. Zuerst ausgestrahlt im HR2 Radioprogramm bringen die 5 CDs insgesamt 375 Minuten kommentierte Originalmitschnitte aus 50 Jahren Fußball, beginnend 1950 mit dem ersten Länderspiel Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, Deutschland - Schweiz in Stuttgart, bis hin zur Bundesliga Schlußkonferenz 1999. Natürlich fehlt Herbert Zimmermanns Übertragung vom WM Endspiel 1954 genau so wenig wie Edi Finger ("I werd narrisch", "Mir busserln uns ab") beim Spiel Deutschland - Österreich bei der WM 1978 in Argentinien, das legendäre Halbfinale Italien - Deutschland bei der WM 1970 in Mexiko, die Tonbänder mit der Stimme des Schalker Obsthändlers Gregorio Canellas vom Bundesligaskandal 1971 oder Giovanni Trappatonis Pressekonferenz von 1998 ("Strunz", "Habe fertig"). Auch anderes Wissenswertes wie z.B. die erste Trainerentlassung der Bundesliga (am 9. Spieltag der Saison 1963/64: Herbert Widmaier, Trainer des 1.FC Nürnberg) erfährt man hier.
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