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studiolo Steinbearbeitung von Quadermauerwerk:
Friederich, Stufe VIII
Inhalt

Friederich Abb 67.Stufe VIII:

Um die Mitte des 15. Jahrhunderts kommt es zu einer einschneidenden Änderung in der Steinmetztechnik. Während in den vorangegengenen Stufen für die Bearbeitung des Quaderspiegels primär Hiebwerkzeuge (Spitzfläche, Glattfläche, Zahnfläche) verwendet wurden, die eine immer feinere Oberflächengestaltung (Pille, Friederich, Stufe VII) oder eine gleichmäßigere Textur anstrebten (Zahnpille, Friederich Stufe VI) anstrebten und meißelartige Werkzeuge nur für den Randschlag oder für komplizierte Detailgestaltungen verwendet wurden, kam nun das Scharriereisen - eigentlich ein breiter Meißel - in Verwendung. Nach Friederich wurde das Scharriereisen zunächst in Flandern benutzt und kam über französische Kontakte nach Deutschland. Im Gegensatz zur Fläche oder Pille konnte das Schariereisen wesentlich genauer mit dem Klüpfel über die Quaderoberfläche getrieben werden. Diese Technik ermöglichte auch, die oft komplizierten Verschneidungen spätgotischer Steinmetzkunst auszuführen. Das Schariereisen wird entweder schräg gegen die Quaderfläche geführt, oder senkrecht und mit gezielten stärkeren Schlägen.

Die Unterscheidung der Werkzeugspuren von Scharriereisen oder einer sehr regelmäßig parallel geführter Fläche ergibt sich zumeist aus der Abfolge der einzelnen Hiebe, die in beiden Fällen gleich breit (etwa 5 cm) sein können. Während die Glattfläche einmal etwas höher, dann wieder etwas tiefer auftrifft, gleitet das Scharriereisen in einer duchgehenden Bahn über den Stein und läßt oft zur nächsten Bahn einen schmalen Materialgrat stehen. Außerdem ergeben sich bei der Glattfläche und der Pille unterschiedliche Hiebtiefen, die in der Regel beim getriebenen Scharriereisen gleichmäßiger ausfallen.

Währen die gegen Ende des 15. Jahrhunderts gerne unter rund 60 Grad schräge Führung des Scharriereisens ein glattes Arbeiten ermöglicht, bilden die Hiebrillen des senkrecht geführten Schariereisens ein "gestelztes" Muster von großer Regelmäßigkeit. Ganz allgemein betrachtet kommt es in der letzten Phase des Mittelaters wieder zur Betonung der Oberflächentextur durch das Bearbeitungswerkzeug. Dieses Bestreben nach einer ästhetischen Oberflächengestaltung durch das Scharrierereisen wird über das Mittelalter hinaus im 16. und 17. Jahrhundert beibehalten, unterscheidet sich jedoch einerseits durch die Verwendung eines sehr breiten Scharriereisens von bis zu 12 cm (Nach Friederich Stufe IX), oder durch eine seit dem 16. Jahrhundert übliche Kombination mit gepickten und gezahnten Texturen (Nach Friederich Stufe X).


E-Mail 28.09.98 10:48
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