Stufe VIII:
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts kommt es zu einer
einschneidenden Änderung in der Steinmetztechnik.
Während in den vorangegengenen Stufen für die
Bearbeitung des Quaderspiegels primär Hiebwerkzeuge
(Spitzfläche, Glattfläche, Zahnfläche) verwendet
wurden, die eine immer feinere Oberflächengestaltung
(Pille, Friederich, Stufe VII)
oder eine gleichmäßigere Textur anstrebten (Zahnpille,
Friederich Stufe VI) anstrebten
und meißelartige Werkzeuge nur für den Randschlag oder
für komplizierte Detailgestaltungen verwendet wurden,
kam nun das Scharriereisen - eigentlich ein breiter
Meißel - in Verwendung. Nach Friederich wurde das
Scharriereisen zunächst in Flandern benutzt und kam
über französische Kontakte nach Deutschland. Im
Gegensatz zur Fläche oder Pille konnte das Schariereisen
wesentlich genauer mit dem Klüpfel über die
Quaderoberfläche getrieben werden. Diese Technik
ermöglichte auch, die oft komplizierten Verschneidungen
spätgotischer Steinmetzkunst auszuführen. Das
Schariereisen wird entweder schräg gegen die
Quaderfläche geführt, oder senkrecht und mit gezielten
stärkeren Schlägen.
Die Unterscheidung der Werkzeugspuren von
Scharriereisen oder einer sehr regelmäßig parallel
geführter Fläche ergibt sich zumeist aus der Abfolge
der einzelnen Hiebe, die in beiden Fällen gleich breit
(etwa 5 cm) sein können. Während die Glattfläche
einmal etwas höher, dann wieder etwas tiefer auftrifft,
gleitet das Scharriereisen in einer duchgehenden Bahn
über den Stein und läßt oft zur nächsten Bahn einen
schmalen Materialgrat stehen. Außerdem ergeben sich bei
der Glattfläche und der Pille unterschiedliche
Hiebtiefen, die in der Regel beim getriebenen
Scharriereisen gleichmäßiger ausfallen.
Währen die gegen Ende des 15. Jahrhunderts gerne
unter rund 60 Grad schräge Führung des Scharriereisens
ein glattes Arbeiten ermöglicht, bilden die Hiebrillen
des senkrecht geführten Schariereisens ein
"gestelztes" Muster von großer
Regelmäßigkeit. Ganz allgemein betrachtet kommt es in
der letzten Phase des Mittelaters wieder zur Betonung der
Oberflächentextur durch das Bearbeitungswerkzeug. Dieses
Bestreben nach einer ästhetischen Oberflächengestaltung
durch das Scharrierereisen wird über das Mittelalter
hinaus im 16. und 17. Jahrhundert beibehalten,
unterscheidet sich jedoch einerseits durch die Verwendung
eines sehr breiten Scharriereisens von bis zu 12 cm (Nach
Friederich Stufe IX), oder
durch eine seit dem 16. Jahrhundert übliche Kombination
mit gepickten und gezahnten Texturen (Nach Friederich Stufe X).
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