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20.05.00
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Der Mensch in seiner Urform, im Übergang vom Tierischen, hin
zum Menschlichen, war sich dieses Übergangs ebenso unbewußt, wie
sich die breite Masse der Menschen heute dem bevorstehenden
Übergang zum Übermenschen bewußt ist, eine Entwicklung, die
unausweichlich, jeder menschlichen Seele bevorstehen, unabhängig
von Hautfarbe, Rasse oder Herkunft.
Das Wesen, das durch den dichten Dschungel des heutigen Afrika
zog, lief in gebückter Haltung, verwandte seine Arme, um sich auf
allen vieren fortzubewegen. Sein watschelnder Gang, der ihm
dennoch eine ansehnliche Geschwindigkeit erlaubte, wurde nur
unterbrochen, von dem Versuch Beute oder ihm eventuell auflauernde
Raubtiere zu wittern, um diesem Unternehmen eine höhere Chance auf
Erfolg zu geben, hob er seine Handballen vom Boden ab, und
richtete seinen Oberkörper zu einer nahezu geraden Haltung auf. Er
versuchte, einen Geruch zu erschnüffeln, der ihm einen Rückschluß
auf sich in der Umgebung aufhaltende Raub- oder Beutetiere
erlaubte.
Die Aufregung, die unter den Tieren herrsche, verunsicherte
ihn und so reckte er sich immer wieder auf um die Gerüche, die ihm
der Wind zutrug, zu erfassen. Und endlich, als die Unruhe, in den
Baumkronen, fast schon unerträglich auf ihm lastete , und er
nahezu seine gesamte Kraft, auf die Unterdrückung seines
Fluchtinstinktes lenken mußte, erkannte er die Gefahr, - Feuer -,
diese Erkenntnis, machte sich in seinem gesamten Körper breit. Nun
lief er, bald auf vier, bald auf zwei Beinen, gegen den Wind
davon. Immer wieder erschnüffelte er die Präsens des Feuers,
dessen näherkommen er förmlich spürte. Plötzlich tat sich vor ihm
eine Lichtung auf, dort herrsche wilde Beschäftigung, es waren
Wesen, die offensichtlich zur gleichen Gattung gehörten, wie er
selber. Die Gruppe, die Weibchen, Männchen und junge aufwieß,
schien noch nichts von der Gefahr zu ahnen, die von dem
heraneilenden Feuer ausging...
Einige Wesen warfen Graßsamen in den an der Lichtung
angrenzenden Bach, um die Körner, von dem sie Umgebenden Schmutz
zu trennen, andere wuschen Früchte auf die gleiche Art und Weise
und zum selben Zweck. Einige größere Wesen, hatten sich zu Gruppen
zusammengefunden und Nestelten sich in genügsamer Gemeinsamkeit,
gegenseitig am spärlichen Fell, das ihre Körper bedeckte. Diese
Idylle, wurde nun jäh unterbrochen, von dem hereinbrächen des
Zurückkehrenden. Die als Wächter postierten, reagierten als erstes
und begannen damit, sich auf die Abwehr eines Raubtiers
vorzubereiten, diese Bewegung brach aber ebenso jäh ab, wie sie
begonnen hatte, als sie feststellten, daß es sich bei dem
Ankömmling um einen der ihren handelte.
Doch dieser machte keine Anstalten sich zu beruhigen,
sondern rannte wie wild um die Mitglieder der Gruppe herum. Mit
wilden, krächzenden und grunzenden Lauten, versuchte er die
Aufmerksamkeit der Wesen zu erregen bald schlossen sich ihm andere
an, und so breitete sich die Unruhe aus. Die Alarmierten begannen
nun damit, die Bewegungsmuster, des sich immer wieder
aufrichtenden und schnüffelnden Ankömmlings nachzuahmen. Und sie
nahmen gleichfalls, den vom Feuer ausgehenden, stechenden Geruch
war, was ihre Panik gleichfalls verstärkte. Somit war die Gruppe
in kürzester Zeit alarmiert und auf der Flucht, die starken
Männchen und Weibchen vornan und ihnen folgten, mit zunehmendem
Abstand, die Alten und Schwachen.
Nur eine Triebfeder beherrschte die Gruppe, nur fort, nur fort vom
Feuer und überleben. Als der Tag, der Nacht wich und eine große
Distanz zum Feuer Sicherheit versprach, legten sich die
Überlebenden der Familie im dichten Gestrüpp eines angrenzenden
Waldes, zur Ruhe.
Die Nacht und der Schlaf, bergen seltsame Ereignisse.
Dieses Wesen, daß nicht sehr viel mehr war als die Tiere, die
jeden Tag auf neue sein Leben bedrohten, - und deren Leben er
bedrohte, um seines zu erhalten, es träumte...
Und es war sich dieses Traumes ebenso bewußt, wie es sich der
kühlen frische des Wassers bewußt war, dem Gefühl des Windes auf
der Haut oder dem befreienden Gefühl, daß er verspürte, wenn er
sich ein Weibchen nahm.
In seinem Traum rannte er durch Wälder, über Wiesen, und durch die
karge, Baumlose Steppe. Er fühlte sich so unsagbar frei,
abgestreift war die Last des Körpers und mit fortschreiten des
Traumes verstärkte sich dieses Gefühl, er war nun nicht mehr ein
Individuum getrennt von seiner Umwelt, nun war er ein Teil von
ihr.
Er fühlte in einer überwältigenden Gleichzeitigkeit, er war Jäger
und Gejagter, und mehr, er war die Sonne und der Wind. Seine Seele
schien sich auszubreiten, wie die Wellen auf ruhigen Wassern eines
Tümpels, - ausgelößt nur durch einen Tropfen reinen Wassers. Als
er die gesamte Unendlichkeit seines Seins ausfüllte, begann er
sich zu suchen, in der ihm eigenen Welt.
Er schaute auf das Land, das kein Ende kannte, er schaute
auf das Wasser, das kein Ende kannte und als er auch dort nichts
fand, schwang er sich auf in die Lüfte, sich zu suchen, immer
höher flog er, bis er auch den Himmel unter sich zurückließ. Mit
dem fortschreiten seiner Suche, wurde die anfängliche Ohnmacht,
zur Verzweiflung, diese wandelte sich unweigerlich in Haß, stärker
als alle Gefühle, die er je verspürt hatte, Unbehagen, verwandelte
sich in Unwohlsein, und Unwohlsein, verwandelte sich in Schmerz.
Unbeschreibliche Schmerzen und Wahnsinn, es wurde Nacht in der von
ihm geschaffenen Welt, dunkel und unwirklich.
Er fühlte sich einsam und alleingelassen, verspürte die Lust zu
töten, zu vernichten, was seinem Geist entsprang.
Ein fernes Glühen erregte seine, ganz in sich zurückgezogene,
Aufmerksamkeit, wie einem fremden Willen gehorchend, dem er nichts
entgegenzusetzen hatte, zog es ihn zu diesem Licht, daß scheinbar
Hoffnung barg.
Das Glühen, erwieß sich als das Lebenslicht des sterbenden
Feuers, vor dessen Gewalt er Stunden zuvor noch geflohen war. Das
Land, daß ihm zum Opfer viel, war schwarz, verbrannt und Tod. Der
Gestank verbrannten Fleisches lag in der Luft, schwaches Fleisch,
daß bald zum Staub zerfallen würde, aus dem es entstand.
Dieser Anblick, dieser Geruch, des Sterbens, hätten das
Tier, daß er noch vor Stunden war, zur wilden Flucht getrieben,
doch er spürte nicht den geringsten Anflug von Panik in sich
aufkeimen, alles was er sah war grenzenlose Macht, die nur darauf
wartete von ihm ergriffen zu werden.
Ergriffen zu werden von ihm, der sich seiner selbst bewußt war,
von ihm als EGO, von ihm als - Mensch.
Er entschloß sich zu erwachen, um die Welt zu erschaffen,
und sie anschließend zu zerstören, einem Kinde gleich, daß aus
Bauklötzen einen Turm errichtet, um ihn sobald er vollendet ist,
wieder niederzureißen.
Die Nacht war noch nicht weit fortgeschritten, als er die Augen
öffnete, der Mond war noch hoch am Himmel, keine Wolke zog im Wind
und die Sterne schienen heller als gewöhnlich zu leuchten.
Der kleine Mann bäumte seinen Körper auf und erhob seine geballte
Faust gegen den Himmel.
In raschem Lauf verließ er den Schutz des Verstecks und
folgte den Spuren, die die Horde am Tag zuvor hinterlassen hatte.
Es dämmerte als er das verbrannte Land erreichte, das Feuer, daß
an seinem eigenen unerschöpflichen Hunger zugrunde gegangen war,
glimmte nur hier und da noch, - Rauchschwaden verloren sich auf
dem Weg in den Himmel.
Er bewegte seinen hageren Leib, in gebückter Haltung auf dengrauen
Dunst zu, bemerkte die Lebendigkeit der Glut, die mit aller Kraft
gegen den Tod ankämpfte und ihren Verbündeten mit einem
energischen Aufglühen, zu begrüßen schien.
Der Mensch streckte ihm seine Arme entgegen, um es zu
berühren, vorsichtig, fast zärtlich. Ein Schrei gellte durch die
Stille, so entsetzlich schrill, daß hätte ihn jemand hören können,
den Zuhörer sicher das schiere Entsetzen gepackt hätte.
Als um amüsanter hätte er wohl den Tanz empfundenden der
Schreiende aufführte, die Rechte, mit der linken Hand gepackt, Mit
schmerzverzertem Gesicht, auf einem Bein hüpfend, um es von einem
Augenblick zum anderen zu wechseln.
Nachdem der Schmerz offensichtlich nachgelassen hatte, setzte
sich das Männlein sichtlich verzweifelt in die Asche, sakte in
sich zusammen und regte sich eine ganze Weile nicht mehr,
ausgenommen ein Wimmern, das währe jemand da gewesen , der es
hätte hören können, hin und wieder zu vernehmen war.
Während die Zeit verstrich, stieg die Sonne höher, es wurde
heißer, doch der Mensch, bewegte sich nicht in dem Schattenlosen
Land.
Plötzlich als währe er von irgendeinem Tier gestochen worden,
sprang er auf, lief los und verschwand aus dem Blickfeld jedes
möglichen Beobachters.
Einige Zeit verstrich, ächzend, stöhnend und sichtlich
angesträngt, schleifte das kleine Menschlein, ste und trockenes
Gestrüpp heran, ließ es erschöpft vor der Glut fallen, entzündete
ein paar dürre kleine ste daran, dann Größere, woraus bald ein
munteres kleines Feuer entstand.Seine Mühe wurde mit dem erhalt
eines mächtigen, brennenden Astes belohnt, den er, als sich die
Sonne dem Horizont näherte, nach Hause schleppte.
Die Rückkehr war lang und beschwerlich, denn er trug nicht nur
das Feuer, auch begleiteten ihn Gedanken, die er nicht exakt
fassen oder begreifen konnte, Gedanken des Entstehens, des Seins
und des Vergehens, durchfluteten sein Gehirn.
Das erste was als Veränderung zu Tage trat und gleichermaßen alle
Mitglieder der Gruppe zu beherrschen schien, war die Angst in den
Augen der Zurückgebliebenen.
Alle, ausgekommen die Kinder, bemerkten die Veränderung im
Angesicht des Herrn des Feuers und fürchteten sie.
Ja sie fürchteten weniger das Feuer an sich, das seit je her
Gefahr bedeutete, sie fürchteten seinen Herrn und die Veränderung
die ihm folgte.
Die Jahre vergingen, und der Herr des Feuers, gewann Macht in
der Horde, bis er schließlich bis an deren Spitze aufstieg,
ungeachtet der Bemühungen, die von den Starken aufgewand wurde
dieses zu verhindern, doch sie vermochten es nicht, denn der
Besitz des Feuers und seiner überlegenen Intelligenz, hatten sie
nichts entgegenzusetzen.
Alsbald folgten ihm die Jungen Mitglieder, die mit dem Feuer
aufwuchsen und sich eine Existenz ohne die Wärme des Feuers und
seine Zerstörungsgewalt nicht vorzustellen vermochten. Für ihre
treue, lehrte er sie den Umgang, die Gesetze des Feuers, ließ sie
teilhaben an seinem Licht.
Unter denen die ihm folgten, war einer, der sich als besonders
lernfähig im Umgang mit dem Feuer erwieß, er war es, dem der Herr
des Feuers, einen Großteil der Verantwortung übertrug.
Er war ebenso verschlagen und Böse, wie er selbst und da er
alt geworden war und müde, durch das andauernde Streben nach
Macht, bemerkte er nicht die Pläne und Bündnisse, die zu seinem
Sturz geschmiedet wurden.
In einer dunkelen Nacht die durch ihre Kälte, schon den nahen
Winter ankündigte, wurde er vor dem Feuer schlafend, mit einem
Stein erschlagen, an dem einzigen Ort, der ihm Licht und Wärme
gab, - er träumte.
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