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1-dimensional | ![]()
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2-dimensional |
ebene Koordinaten
Koordinaten auf gekrümmten Flächen
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3-dimensional |
räumliches kartesisches Koordinatensystem
gekrümmte räumliche Koordinaten
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4-dimensional | ![]() |
Tabelle 1: Einteilung von Koordinatensystemen
Die geodätischen Grundlagen werden durch die mathematischen und physikalischen Bezugsflächen festgelegt. Es sind dies zur Beschreibung der Lage das Bezugsellipsoid und für die Höhe das Geoid. Desweiteren gehören die Kartenprojektionen zu den mathematischen Grundlagen. Diese bilden die Lagebeschreibung vom Bezugsellipsoid in die Ebene ab. Abbildung 1 zeigt den Prozeß der Gewinnung zweidimensionaler Lagekoordinaten von Objekten auf der Erdoberfläche.
Im Folgenden werden die geodätischen Grundlagen wie folgt begrifflich klassifiziert:
Bezugssystem oder geodätisches Datum | Festlegung von Form und Größe der mathematischen Bezugsfläche (Ellipsoid oder Kugel) sowie deren Lagerung gegenüber einem erdfesten, übergeordneten Koordinatensystem. |
Kartenprojektion | Abbildung der Lageinformation von der mathematischen Bezugsfläche in die Ebene. |
Tabelle 2: Klassifikation der geodätischen Grundlagen
Unter dem Begriff “Georeferenzierung” können alle Prozesse zusammengefaßt werden, welche sich mit der Homogenisierung von Koordinatenreferenzsystemen auseinandersetzen. Tabelle 3 enthält eine Übersicht über die verschiedenen Prozesse der Georeferenzierung in unterschiedlichen Fachdisziplinen.
Vermessung/Geodäsie |
Terrestrische Erfassung der Geometrie
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Photogrammetrie |
Luftbildphotogrammetrie
=> Stereomodellauswertung (Auswertung orientierter Luftbildpaare) => Kartierung mit Stereomodellen
=> Kartierung aus georeferenzierten Orthophotos terrestrische Photogrammetrie
=> Stereomodellauswertung => Fassadenkartierung mit entzerrten Aufnahmen... |
Fernerkundung |
Satellitenbildauswertung
=> Stereomodellauswertung (Auswertung orientierter Satellitenbildpaare) => Kartierung mit Stereomodellen
=> Kartierung mit Orthophoto |
GIS und Kartographie |
Ebene Transformation
Wechsel der Kartenprojektion
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Tabelle 3: Prozesse der Georeferenzierung
Bei der Integration von Geodaten in GIS und Kartographie (siehe Tabelle 3) umfassen die Georeferenzierungsprozesse in der Regel ebene Transformationen zur Einpassung lokaler Koordinaten in Projektionskoordinaten oder Kartenprojektionswechsel. Die Homogenisierung von Geodaten entspricht der Transformation der Daten auf ein einheitliches Bezugssystem. Dies erfordert im Allgemeinen auch eine geodätische Datumstransformation (Abbildung 2).
Die Einpassung lokaler (Karten-, Bild-) Koordinaten in Projektionskoordinaten er-folgt mit ebenen Transformationen. Die ebene Transformation zwischen zwei Koordinaten-systemen kann an eine Vielzahl von Bedingun-gen geknüpft sein. Wie bei Kartenprojektionen treten unter-schiedliche Verzerrungen auf. Geometrische Bedingungen können sein (vgl. auch Tabelle 4):
Geradentreue
Parallelentreue
Winkeltreue
Flächentreue
Längentreue
Kreistreue
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Die Bestimmung der Transformationsparameter erfolgt mit Hilfe von Paßpunkten (Kapitel 7).
Wie in den Abbildungen 1 und 2 dargestellt ist, müssen Kartenprojektionen und geodätisches Datum als von einander getrennte Problemstellungen betrachtet werden. Kartenprojektionen besitzen spezielle geometrische Verzerrungscharakteristiken, welche bei der Abbildung von der mathematischen Bezugsfläche in die Ebene auftreten. Die Verzerrungscharakteristiken sind unabhängig von der Bezugsfläche. Zur Parametrisierung einer Kartenprojektion ist die Größe der Bezugsfläche von Bedeutung, jedoch nicht aber deren Lage. Ein Kartenprojektion kann somit festgelegt werden ohne daß die Lagerung des Bezugssystems im Raum vorgegeben ist.
Ein Wechsel des Bezugssystems wird in der Regel dann notwendig, wenn die zugrundeliegende Landesvermessung sich ändert. (z.B. in Deutschland Wechsel zwischen: Besselellipsoid mit Potsdamdatum, Krassowskijellipsoid mit Pulkowdatum, sowie in der militärischen Anwendung das internationale Ellipsoid mit dem europäischen Datum 1950).
Bei länderübergreifenden Projekten treffen unterschiedliche Projektionen und unterschiedliche Bezugssysteme aufeinander. Oft sind die notwendigen Parameter der geodätischen Grundlagen nicht zusammen verfügbar, insbesondere fehlen häufig die Datumsparameter. In Tabelle 5 erfolgt die Zusammenstellung der Datumshandhabung mit PROJECT in Arc/Info. Eindeutige und zuverlässige Projektionsinformationen enthalten die Datumsparameter für Ausgangs- und Zielprojektion, weil sonst kein Datumsübergang möglich ist. Arc/Info erlaubt es nicht, in einer Projektionsspezifikation das Datumskennwort wegzulassen und in der zweiten eine Datumsangabe vorzunehmen. In den übrigen Fällen erfolgt kein Datumsübergang.
Handhabung des geodätischen Datums | Zielprojektion | |||
mit PROJECT | unbekannt 1 | keines 2 | definiert 3 | |
Ausgangsprojektion | unbekannt/ nicht definiert 1 | o | o | - |
keines 2 | o | o | o | |
definiert 3 | - | o | x |
1 Datum nicht spezifiziert | 2 Datum NONE | 3 Datum xxx/USER_DEFINED |
- Fehler bei PROJECT | o keine Datumstransformation | x Datumstransformation |
Tabelle 5: Die Handhabung von Datumsinformationen in Arc/Info
Die Bestimmung der Parameter ebener Transformationen erfolgt mit Hilfe von Paßpunkten. Paßpunkte sind Punkte, deren Koordinaten in Ausgangs- und Zielkoordinatensystem bekannt sind. Die Gewinnung und Aufbereitung von Paßpunkten ist aufwendig und mühsam. Je nach zu georeferenzierenden Daten werden unterschiedliche Paßpunkte verwendet:
physische Paßpunkte
Vermessungsfestpunkte (geodätische Festpunkte)
topographische Festpunkte (Straßenkreuzungen, Hausecken ...)
natürliche Festpunkte (Waldränder, Einzelbäume, Flußmündungen ...)
mathematische Paßpunkte
Kartennetzpunkte (Schnittpunkte von Meridianen und Breitenkreisen)
Kartengitterpunkten (definiert in Projektions-/Landeskoordinaten)
Blattecken
Die geodätischen Festpunkte sind kaum geometrischen Veränderungen unterworfen und eignen sich deshalb wie die mathematischen Paßpunkte zur Integration in Paßpunktbibliotheken.
Die Prozesse der Georeferenzierung sind sehr vielschichtig. Die Automation ist sehr komplex und hängt neben den Informationen über die geodätischen Grundlagen auch von der Art der Daten (Luft- bzw. Satellitenbilder, gescannte Karten, Vektordaten ...) ab.
Die automatische oder semiautomatische Extraktion von Paßpunkten aus Bilddaten benötigt andere Algorithmen als jene zur Zeichenextraktion aus topographischen und thematischen Karten, und ist nur beschränkt durchführbar. Zudem muß eine Identifikation und Zuordnung zu den bestehenden Paßpunkten interaktiv erfolgen.
In Tabelle 6 erfolgt eine Zusammenstellung der Problemfelder, welche eine Automation der Georeferenzierung erschweren bzw. beinahe Unmöglich machen, und im speziellen ebene Transformationen und Umprojektionen betreffen. Der zweite Teil der Tabelle enthält eine Aufzählung möglicher Automationsschritte und Hilfsmittel.
Einschränkungen der Automation |
Kartenprojektionen/Geodätisches Datum
ebene Transformationen
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Möglichkeiten der Automation (Auswahl) | ![]()
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Tabelle 6: Automation bei Prozessen der Georeferenzierung
Die Arc/Info-Applikation BEZUG stellt ein komfortables Werkzeug zur Georeferenzierung von Arc/Info-Coverages dar.
Der Kern der Applikation enthält die Verwaltung von Transformationsverfahren, welche vom Benutzer erweitert werden können. Ein Transformationsverfahren enthält alle notwendigen Parameter, um die Transformationsprozesse “ebene Transformation” und “Umprojektion” oder deren Kombination durchführen zu können. Hat man sich für ein Verfahren entschieden, kann eine Liste von Coverages erstellt werden, welche alle nach demselben Verfahren transformiert werden sollen.
Ist ein Transformationsverfahren nicht vorhanden, kann ein neues Verfahren angelegt werden. Zur Auswahl stehen drei Transformationsmethoden (ebene Transformation, Umprojektion oder deren Kombination). Zur Aufbereitung der ebenen Transformationen können die Paßpunkte entweder menügesteuert aufbereitet, oder aus Kartennetz- oder Kartengitterlinien semiautomatisch extrahiert werden. Dabei werden die lokalen und die globalen Paßpunkte aufbereitet, um daraus Transformations-parameter zu bestimmen. Die Transformationsparameter der verschiedenen Verfahren werden in einem Menü gegenübergestellt.
Die Auswahl der Projektionsinformationen für Umprojektionen erfolgt über eine Projektionsbibliothek. Es werden Tests über die Datumskompatibilität (Tabelle 6) durchgeführt.
Die Aufbereitung der Transformationsverfahren erfolgt benutzergeführt. Eine Zusammenstellung der Funktionalität von BEZUG findet sich in Tabelle 7.
Bei der Aufbereitung von Transformationsverfahren ist ein Grundverständnis über die geodätischen Grundlagen und geometrische Informationen notwendig. Der Automationsgrad läßt ich weiter steigern. Sinnvolle, aber noch nicht realisierte Funktionalitäten sind in Tabelle 7 dargestellt.
Beispiele für Transformationsverfahren sind:
Wechsel zwischen Gauß-Krüger-Streifen auf Bessel/Potsdam
Wechsel von Gauß-Krüger (Bessel/Potsdam) nach UTM
Einpassung von Digitalisiertischkoordinaten in Landeskoordinaten
Funktionalität von BEZUG |
Kernfunktionalität
Umfang der Transformationsverfahren
- Ähnlichkeitstransformation - Affintransformation - projektive Transformation
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Nicht enthalten | ![]()
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Tabelle 7: Leistungsumfang der Applikation BEZUG
Die Georeferenzierung ist ein zentraler und teilweise sehr aufwendiger Prozeß bei der Integration (Datenerfassung und Datenaustausch) und geometrischen Homogenisierung von Geodaten. Mit der Applikation BEZUG steht ein funktionales Werkzeug zur Georeferenzierung zur Verfügung. Durch das einmalige Festlegen von Transformationsverfahren können beliebige Datensätze komfortabel nach derselben Transformationsmethode und mit denselben Parametern transformiert werden, ohne daß der Anwender sich weiter um die Parametrisierung zu kümmern braucht.
Viele Teilschritte sind bei der Verfahrensaufbereitung automatisiert und entsprechen den Anforderungen eines modernen Georeferenzierungstools. Eine vollständige Automation der Georeferenzierung ist kaum möglich. Es sind, ergänzend zu den bestehenden Funktionalitäten von BEZUG, weiterführende Schritte vorgestellt worden, welche den Komfort bei der Georeferenzierung betreffen.
Betrachtet man den Produktemarkt, so bieten diverse Softwareentwickler Georeferenzierungstools zur Georeferenzierung von Rasterdaten (Luftbildern, Satellitenbildern, gescannte Karten) an, insbesondere nur zur Durchführung von ebenen Transformationen. Der momentane Stand von BEZUG ist nur zur Georeferenzierung von Vektordaten ausgelegt, erlaubt jedoch die Handhabung von ebenen Transformationen und den Wechsel von Kartenprojektionen. Die Transformationsverfahren von BEZUG basieren auf den beiden Arc/Info-Befehlen PROJECT und TRANSFORM.
Hake, G., Grünreich D., 1994; Kartographie, 7.Auflage, Walter de Gruyter Verlag, Berlin.
Heck, B. 1987; Rechenverfahren und Auswertemodelle der Landesvermessung; Herbert Wichmann Verlag, Karlsruhe.
Voser, S., 1995: Datenaustausch zwischen Geo-Informationssystemen - Abbildung zwischen zwei Datenmodellen auf konzeptioneller und logischer Ebene; 3. Deutsche Arc/Info-Anwenderkonferenz.
Voser, S., 1996: Anforderungen an die Geometrie zur gemeinsamen Nutzung unterschiedlicher Datenquellen; 4. Deutsche Arc/Info-Anwenderkonferenz.
MapRef - © by Stefan A. Voser; Last Update: 28. October 2001