Anaximander aus Milet, 6.
Jhdt v. Chr
hat
folgendes Fragment hinterlassen
Parmenides aus Elea,
5.Jhdt v. Chr glaubte nicht an das was er sah:
... das glaube ich erst, wenn
ich es gesehen habe ... dieses Zitat verdanken wir
ihm
Wer danach fragt, was das wahrhaft
Seiende ist, der darf sich nicht an die uns umgebende Wirklichkeit halten
und auf diese starren; er darf sich nicht an die vergänglichen Dinge
halten. Er muß vielmehr auf das Ewige und Immerseiende blicken, das
über aller Wirklichkeit steht, ja das in all unserer Wirklichkeit
das einzige wahrhaft Wirkliche ist.
Heraklit aus Ephesos, 540-490
v. Chr meinte, sowohl das Gute
als auch das Böse hat seinen
notwendigen Platz in der Ganzheit.
Das Auseinanderstrebende vereinigt
sich
und aus dem Verschiedenen
entsteht die schönste Harmonie.
Aus allem wird eins und aus
einem alles.
Unsterbliche sind sterblich,
Sterbliche unsterblich;
sie leben einander ihren Tod
und sterben einander ihr Leben.
Unsichtbare Harmonie ist stärker
als Sichtbare.
Sokrates, 470 - 399 v. Chr wohl
die rätselhafteste Person der
Philosophiegeschichte, schrieb
keine einzige Zeile selbst, war
potthäßlich, klein
und dick, mit Glubschaugen und Himmelfahrtsnase
- aber sein Inneres war vollkommen
herrlich.
Seine Gedanken
sind uns durch Platon erhalten.
Platon 427 - 347 v. Chr,
ein Schüler des Sokrates, eröffnete in Athen eine Philosophieschule
im Hain des Helden Akademos - daher der Name Akademie.
Das eigentliche Seiende sind nicht
die Dinge, sondern deren Urbilder (Ideen). Es gehört zum Sein der
Dinge, daß sie vergänglich sind, entstehen, sich verwandeln,
vergehen. Das kann für die Urbilder nicht gelten. Die Idee der Gerechtigkeit
bleibt immer, was sie ist, und ebenso die Idee des Baumes.
Das Vergängliche strebt
nach dem Ewigen -
das ist für Platon das
Geheimnis der Wirklichkeit.
Platonische Liebe
Aristoteles 384-322 v. Chr.
war der dritte
große Philosoph aus Athen.
Aristoteles fragt nach dem Wesen der Dinge,
und zuletzt nach dem, worin alles Wirkliche gründet, woraus es entspringt
und worauf es zugeht.
"Der Mensch muß in Wahrheit
zum Menschen werden;
das ist seine ihm eigentliche
Bestimmung."
Mit diesem Gedanken wird er zum Ahnherrn jedes
Humanismus, der sich das
"Werde, was du bist!" zur Richtschnur
macht.
Diogenes, der bekannteste
der Kyniker wohnte
in einer Tonne und besaß nichts außer einem Umhang, Stock und
Brotbeutel.
Als ihn eines Tages Alexander der Große
besuchte, vor den Weisen hintrat und ihn fragte, ob er sich etwas wünsche,
der werde ihm den Wunsch sofort erfüllen, so antwortete Diogenes Alexander,
er möge ihm aus der Sonne gehen. So zeigte Diogenes, daß er
reicher und glücklicher war als der große Feldherr.
Die Kyniker meinten, daß wirkliches Glück
nicht von materiellem Luxus, politischer Macht oder Gesundheit abhänge
und man sich deshalb keine Sorgen zu machen brauche. Man soll sich auch
nicht vom Kummer anderer Leute quälen lassen - heute wird "zynisch"
und "Zynismus" nur mehr unter diesem letzten Aspekt verwendet.
Zenon, um 300 v. Chr ,
der Begründer der stoischen Philosophie.
Er versammelte seine Zuhörer in einem Säulengang
(griech=stoa - Stoiker). Das Lebensideal
des Stoikers ist die Leidenschaftslosigkeit,
die Unerschütterlichkeit gegenüber Schicksalsschlägen.
Noch heute hören wir den Ausspruch "mit
stoischer Ruhe".
Nichts geschieht zufällig und es hilft
wenig, sein Schicksal zu bejammern!
Der Stoiker SENECA (4 v.Chr. - 65 n. Chr) schrieb
:
Der Mensch sei dem Menschen heilig!
Dieser Ausspruch wurde für die Nachwelt
zu einem Schlagwort des Humanismus.
Epikur 341-270 v. Chr gründet
um 300 v. Chr. eine philosophische Schule in Athen (die Epikureer) und
lehrte in einem Garten, weshalb seine Anhänger auch die Gartenphilosophen
genannt werden. Über
dem Gartentor soll gestanden haben:
"Fremder hier wirst du es gut haben. Hier
ist die Lust das höchste Gut"
Epikur faßt seine befreiende Philosophie
zusammen:
Die Götter brauchen wir nicht zu fürchten
Über den Tod brauchen wir uns keine Sorgen
machen
Das Gute ist leicht zu erlangen
Das Furchtbare ist leicht zu ertragen
Denn solange wir sind, ist der Tod nicht da,
und sobald er da ist, sind wir nicht mehr.
So gesehen hat es eigentlich keinen Menschen
je gequält, tot zu sein.
MITTELALTER
Das Christentum wurde 380 n Chr Staatsreligion
im ganzen römischen Reich, Platons Akademie wurde geschlossen und
der Benediktinerorden gegründet. Die Kirche stülpte einen Deckel
über die griechische Philosophie und Klöster hatten das Monopol
auf Unterricht und Wissenschaft. Die gesamte röm. Kultur zerfiel.
Die Araber übernahmen die alte hellenistische Stadt Alexandria und
erbten damit einen Großteil der griech. Wissenschaft. Sie übernahmen
die Führungsrolle in Mathematik, Chemie, Astronomie und Medizin. Die
Philosophie überlebte in einzelnen Strömungen. Platons Ideenlehre
im Osten, Aristoteles bei den Arabern und sammelte sich gegen Ende des
Mittelalters wieder in Norditalien wo die Wiedergeburt der antiken Kultur
nun einsetzte.
RENAISSANCE
Das Motto lautete - ZURÜCK ZU DEN QUELLEN
Die griechische Kultur wurde erneut studiert.
Die Kirche verliert ihr Monopol als Wissensvermittler.
Francis Bacon, der engl. Philosoph meinte
- Wissen ist Macht
Kopernikus , der polnische Astronom starb
an dem Tage, als sein bahnbrechendes Werk
im Jahre 1543 erschien über die Umlaufbahnen
der Himmelskörper.
Kepler beweißt im 17. Jhdt daß
sich die Planeten in elliptischen Bahnen um die Sonne bewegen.
Galilei entdeckt das Trägheitsgesetz
und Newton formuliert es endgültig.
Luther übersetzt die Bibel und schuf
damit die Grundlage der hochdeutschen Schriftsprache.
DAS BAROCK
Das Barock war geprägt von Eitelkeit und
Torheit. Üppige und kontrastreiche Formen waren typisch. Ein Schlagwort
des Barock war: carpe diem (Nutze den
Tag)
und ein vielzitiertes Sprichwort: memento
mori (Bedenke, daß du sterben mußt)
Shakespeare schrieb seine großen
Dramen (um 1600).
Das Theater war Symbol für diese Zeit :
Das Leben ist ein Theater
aus "Wie es euch gefällt": Die ganze
Welt ist Bühne und alle Fraun und Männer bloße Spieler.
Sie treten auf und gehen wieder ab, sein Leben lang spielt einer
manche Rolle durch sieben Akte hin.
Calderon , ein span. Dichter schreibt um
1600 - Das Leben ist ein Traum
Was ist Leben? Raserei!
Was ist Leben? Hohler Schaum! Ein Gedicht, ein Schatten
kaum!
Wenig kann das Glück nur geben:
Denn ein Traum ist alles Leben
und die Träume selbst ein Traum.
Descartes (1596-1650) auch
der Philosoph hinter der Maske genannt, weil er sich sein Leben lang versuchte
zu verbergen. Das schlägt sich auch in seinen Werken nieder. Er war
ein ausgeprägter Rationalist und Begründer der Philosophie
der neueren Zeit. Er kommt zu der Erkenntnis, daß er
alles anzweifelt und es gibt nur eine Tatsache,
dessen er sich ganz sicher sein kann, nämlich daß
er zweifelt. Aber wer zweifelt denkt, und wer
denkt muß feststellen, daß er ein denkendes Wesen
ist, oder wie er selber formuliert: cogito,
ergo sum (ich denke, also bin ich)
Baruch Spinoza (1632-1677) ein
niederländischer Philosoph, hielt Gott für die innere Ursache
von allem Geschehen. Gott lenkt die Welt durch die Naturgesetze.
Er sieht alles "sub specie aeternitatis" - unter
dem Gesichtspunkt der Ewigkeit.
Er fordert in seinem Werk die Denkfreiheit, die
Freiheit der religiösen und politischen Überzeugung
worauf dieses bei strengster Bestrafung verboten
wird.
Spinoza entgegnet mit dem Ausspruch:
Ein Gedanke
hört nicht auf wahr zu sein,
bloß
weil er von vielen nicht anerkannt werde.
AUFKLÄRUNG
Die Philosophen hielten es für ihre Aufgabe
nun eine Basis für Moral, Ethik und Religion zu schaffen, die mit
der Vernunft und den Erkenntnissen der Wissenschaften übereinstimmte.
Das führte zum eigentlichen Gedanken der Aufklärung. Das große
Denkmal der Aufklärung ist das Lexikon. Man war voller Optimismus
- wenn Vernunft und Wissen sich erst ausgebreitet hätten, würde
die Menschheit große Fortschritte machen. Die sogenannte Enzyklopädie
erschien in 28 Bänden mit Beiträgen aller großen Aufklärungsphilosophen.
Die Franzosen begnügten sich nicht mit theoretischen Ansichten und
kämpften aktiv für die natürlichen Rechte der Bürger.
(Revolution 1789)
David Hume (1711-1776) ist
Skeptiker und wendet sich gegen die Metaphysik und jegliche
Spekulation der übersinnlichen Dinge. Der
menschliche Verstand soll nicht in übersinnliche Regionen
ausschweifen, sondern sich streng an die Erfahrungen
halten.
Rousseau Jean-Jacques (1712-1778)
vermutlich der egozentrischste Denker der Philosophiegeschichte.
Er sieht alles Übel in der Zivilisation, denn die Natur und der Mensch
sind von sich aus gut. In seinen Werken behandelt er stets das Problem,
wie sich das ursprüngliche Wesen des Menschen mit Gesellschaft, Staat
und Erziehung auf einen Nenner bringen läßt.
"Allmächtiger Gott, erlöse
uns von den Kenntnissen und unheilvollen Künsten unserer Väter,
und gib uns die Ungewißheit, die Unschuld und Armut zurück"
Es quälen ihn Melancholie und Hypochondrie.
"So bin ich denn allein auf
der Erde, habe keinen als mich selbst"
Sein Mißtrauen gegen die Welt wird immer
stärker und er isoliert sich bis er verbittert stirbt.
"Niemand kümmert sich
mehr um die Wirklichkeit - alle setzen ihr Wesen in den Schein. Als Sklaven
und Narren ihrer Eigenliebe leben sie dahin - nicht um zu leben, sondern
um andere glauben zu machen - sie hätten gelebt."
Aber seine Werke haben die Grundlagen der Aufklärung
erschüttert, denn er sieht in der Idee des Fortschritts eine Illusion
und verdeckte Knechtschaft jeder Individualität der Menschen.
Seine Philosophie unterliegt dem Prinzip, daß
nicht der Verstand, sondern das Gefühl das Ursprüngliche im Menschen
ist.
"Ich will hier nicht in metaphysische
Erörterungen eintreten, die über unseren Horizont gehen und im
Grunde zu nichts führen. Ich wollte nicht philosophieren,
ich wollte euch helfen, euer Herz
zu befragen. Sollten alle Philosophen beweisen, daß ich unrecht habe,
solltet ihr aber fühlen, daß ich recht habe,
so wäre ich zufrieden"
Voltaire,
der Fürst der Aufklärung
Er lebt in ständigen Quereleien mit der
Kirche, ist gelegentlich Gast in der Bastille. Man verleumdet und ächtet
ihn, verbrennt seine Schriften, nennt seine Werke tollkühn, areligiös,
skandalös, böswillig und frivol. Viele Werke gibt er anonym heraus
und hat bei der Verfolgung keine Skrupel die eigene Autorenschaft zu leugnen:
"Man muß lügen wie ein Teufel"
Seine spitze Feder wird ihm zum Verhängnis.
Er verzankt sich mit aller Welt und hat ständig verwirrende Liebesgeschichten
mit Damen aller Gesellschaftsschichten.
"Gott hat uns in die Welt gesetzt, damit wir
uns amüsieren!"
Sein Leben ist ein einziger Kampf für die
Freiheit des Denkens, Toleranz, Vernunft, Frieden, das Glück der Menschen
und die Abschaffung von Ungerechtigkeit und Unterdrückung.
Nietzsche nennt ihn den größten Befreier
der Menschheit. Voltaires Hauptgegner ist die Kirche.
Er deckt die Absonderlichkeiten der christlichen
Lehre auf, das gefährliche Bild der heiligen Lügen,
und versucht den Aberglauben zu entlarven.
"Die christliche Religion hat die Menschheit
mehr als 17 Millionen Menschenleben gekostet, wenn
man nur eine Million auf ein Jahrhundert rechnet"
Voltaire ist kein Atheist und betont die Notwendigkeit,
an ein höchstes Wesen zu glauben,
Wenn Gott nicht existierte, müßte
man ihn erfinden!"
Er stellt sich auch die Frage nach dem Sinn des Daseins. Doch er kann
sie nicht beantworten und resigniert:
"Manchmal bin ich nahe daran
in Verzweiflung zu sinken, wenn ich bedenke, daß ich nach allem Forschen
nicht weiß, woher ich komme, was ich bin, wohin ich gehe, was aus
mir werden wird.
Alles geht dahin, endlich geht
man selbst dahin, um das Nichts aufzusuchen.
Ich bereite mich ziemlich philosophisch
auf die große Reise vor,
denn die Philosophie tröstet
und bewirkt die Ruhe der Seele."
Kant Immanuel (1724-1804)
er ist ein typisch deutscher Gelehrter
- pedantisch, pünktlich, altfränkisch und ein wenig wunderlich.
Er glaubte, alle Menschen hätten eine praktische Vernunft, die uns
jederzeit sagt, was im moralischen Bereich Recht und was Unrecht ist. Er
definiert sein Moralgesetz als kategorischen Imperativ.
Will der Mensch ernsthaft wissen, wie er handeln soll, tritt ihm ein
unbedingtes Gebot, ein kategorischer Imperativ, entgegen, der ihn daran
hindert nach Willkür und Laune zu verfahren.
Es wird ihm bewußt - so und nicht anders mußt du handeln.
"Zwei Dinge erfüllen das Gemüt
mit immer neuer und zunehmender
Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter
und anhaltender sich das
Nachdenken damit beschäftigt:
der bestirnte Himmel über
mir und das moralische Gesetz in mir"
ROMANTIK
Europas letzte große Kulturepoche vom Ende
des 18. Jhdts bis Mitte des 19. Jhdts.
Nach der kalten Vernunftphilosophie gelten neue
Schlagwörter: Gefühl, Phantasie, Sehnsucht, etc
Die Romantiker bekannten sich zu einer fast hemmungslosen
Glorifizierung der eigenen Person.
Die Sehnsucht nach etwas Fernem und Unerreichbarem
war typisch für die Romantiker. Ein Beispiel gibt Goethes Briefroman
über die unerreichbare Liebe des jungen Werther.
(Werther erschießt sich weil
er die, die er liebt nicht bekommen kann)
Schelling Friedrich Wilhelm
(1775-1854)
Wie wenige andere Denker auch ist Schelling umstritten,
umkämpft, leidenschaftlich verehrt und gleichzeitig verworfen worden.
So umstritten die Meinung über ihn war, so voller gegensätzlicher
Spannungen war auch seine Persönlichkeit - voll von Widersprüchen.
Doch eben aus der Gespanntheit der Seele erwachsen ihm Kraft und Tiefe
seiner Einsichten.
Schelling betrachtet Natur und Geist unter dem
absoluten Blickpunkt - daraufhin nämlich, daß in ihnen die schaffende
Gottheit waltet. Die Natur ist der verborgene Gott.
Die Vernunft ist das vollkommene Gegenbild Gottes.
"Dieses Göttliche aber ist nicht der
Gott, den die christliche Lehre verkündet.
Es ist das unendliche Leben"
Fichte Johann Gottlieb (1762-1814)
verfaßte die berühmten "Reden an
die deutsche Nation" und griff leidenschaftlich in die Auseinandersetzungen
um die Französ. Revolution ein. Er schleudert Manifeste, Pamphlete,
Aufrufe und Reden hinaus und will die Menschen mit Gewalt zu seiner Wahrheit
bekehren. Seine öffentlichen Vorträge rauschen daher wie ein
Gewitter. Immer ist Streit um ihn. Widerspruch duldet er nicht.
Doch neben dem gewalttätigen Streiter gibt
es auch noch den anderen Fichte. Den Mann des stillen und versunkenen Mühens
um Einsicht. Hier bildet Fichtes Denken den Anfang des Deutschen Idealismus:
Es existiert nur das Ideelle, das Geistige,
das Ich in seiner Freiheit. Die Realität der Welt ist uns dagegen
nur in unseren Vorstellungen gegeben; aber diese Vorstellungen werden nicht
von der Welt geschaffen, sondern wir bringen sie hervor.
Hier ist die Macht des Menschen über die
Wirklichkeit in ihr Extrem gelangt.
Hegel Georg Wilhelm Friedrich
(1770-1831) für ihn ist die Wahrheit grundsätzlich
subjektiv. Hegels Philosophie lehrt uns auf fruchtbare Weise zu denken.
Es gibt keine zeitlose Vernunft! Auch
die Vernunft ist etwas dynamisches - ein Prozeß.
Gedanken werden aufgrund früher gehörter
Meinungen vorgetragen, dagegen wird mit neuer Erkenntnis widersprochen,
und aus der gegensätzlichen Denkweise gebiert ein dritter Gedanke,
der von den beiden vorigen jeweils das beste bewahrt. Diese Motorik bezeichnet
Hegel als dialektische Entwicklung. Die Romantiker vor ihm waren
Individualisten, und genau dagegen bewegt sich Hegels Philosophie nun als
Negation.
Das Leben ist ein dialektischer Vorgang, ein
ständiges Geschehen von Trennung und Verbindung, von Selbstentfremdung
und Versöhnung.
Schopenhauer Arthur
ist kein Menschenfreund und lamentiert ständig
über die dumme Welt und das Elend. Argwöhnisch lauert er darauf,
was ihm die Mitwelt wohl Böses antun könne. Kommt ihm jemand
zu nahe wird er sogar tätlich. Sein Haß gilt vor allem den Philosophieprofessoren
und nächstens den Weibern ...
Er meint, der Lebenslauf des Menschen besteht darin, daß er,
"von der Hoffnung genarrt, dem Tod in die Arme tanzt."
Die Wilden fressen einander,
die Zahmen betrügen einander,
das nennt man den Weltlauf.
In Summa: Die Welt ist etwas,
das nicht sein sollte.
Die pessimistische Sicht ist der Ausgangspunkt
zu Schopenhauers Philosophie.
Der Wille ist das innerste Wesen des Menschen
Die Welt ist, ihrem Ansichsein und ihrem inneren
Wesen nach betrachtet, Wille;
sie existiert als erscheinender Wille.
Diesen Willen versteht Schopenhauer als einheitliche Urkraft, die sich
in ihrer Selbstverwirklichung in viele Welten spaltet. Als solcher bringt
er die Fülle der Weltwirklichkeit hervor, durchzogen von Streit und
Gegensatz, wütend gegen sich selbst.
Kierkegaard Soeren
(1813-1855)
meint, Europa sei auf dem Weg in den Bankrott
und spart in seinen Werken nicht mit Polemik.
Mit äußerst aggressiven Flugschriften
greift er die Kirche an und wirft den Bischöfen Verrat am Christentum
vor. Kierkegaard bezog eine radikale Gegenposition zur hegelianischen Philosophie
und verwarf sie als unwesentlich.
Wichtig sei, die Wahrheit für sich zu
finden,
anstatt der Suche nach den allgemeinen Wahrheiten.
Sein grundlegender Wesenszug ist die Schwermut.
"Ich bin ein Mensch, der von Kind auf in die
elendste Schwermut gefallen ist.
Das ganze Dasein ängstigt mich, von der
kleinsten Mücke bis zu den Geheimnissen
der Inkarnation; es ist mir alles unerklärlich,
am meisten ich selbst"
Nach außen hin überspielt der die
Schwermut, indem er den leichtsinnigen Dandy mimt, ...aber.
Er findet einen Ausweg aus seiner Schwermut in
der dichterischen und philosophischen Produktion und verfaßt eine
Reihe von Schriften, in denen er seine Problematik verarbeitet. So wird
er zu einem existenziellen Denker und seiner philosophischen Grundüberzeugung
entsprang der vielzitierte Satz:
Die Subjektivität ist die
Wahrheit!
Es gilt eine Wahrheit zu finden,
die Wahrheit für mich sein kann,
die Idee zu finden, für
die ich leben und sterben will.
In der Angst erfährt der Mensch die Möglichkeit
der Freiheit.
Die Angst löst die Wirklichkeit in ein Geflecht
von bedrängenden Möglichkeiten auf, denen gegenüber der
Mensch sich zu entscheiden hat. Vom Gedanken der menschlichen Freiheit
aus entwickelt Kierkegaard seine bedeutsame Lehre von den Existenzmöglichkeiten
-
den Stadien
auf dem Lebensweg
Es gehört zum Wesen einer so tiefen Schwermut,
daß sie nicht im Bereich des Endlichen, nicht im Umgang mit Menschen,
behoben werden kann. Nur wenn sie sich im Unendlichen gründet, kommt
sie zur Ruhe. So heißt es denn am Ende bei Kierkegaard:
"Es ist doch ein Glück für mich,
daß ich so schwermütig war!"
Feuerbach Ludwig (1804-1872)
Als Dozent in Erlangen veröffentlicht er
sein Werk "Gedanken über Tod und Unsterblichkeit"
worauf er in den Ruf ein gräßlicher
Freigeist, Atheist und leibhaftiger Antichrist zu sein. Er gibt
sein Amt auf und tröstet sich mit der Feststellung:
"Zum Professor der Philosophie qualifiziere
ich mich nicht,
eben weil ich Philosoph bin"
Während der Revolution von 1848 gelangt
er zur größten Wirksamkeit. Er hält Vorträge vor Studenten,
Akademikern oder Arbeitern. Wenn er das Auditorium betrat, erhoben sich
die Zuhörer von ihren Sitzen.
Bei jedem Blick stößt
man sich auf das empfindlichste an den Nägeln,
mit denen hier die Welt vernagelt
ist!
"Die Philosophie werde wieder nüchtern!
Der Mensch ist das Maß aller Dinge!"
Der Mensch, der seine Glückseligkeit nie
voll erreichen kann, schafft sich in der Einbildungskraft Götter.
Feuerbach erkennt, daß die Wurzel allen Gottesglaubens der Egoismus
ist; denn das Streben nach Glück ist ein selbstisches Streben. Der
Mensch denkt sich einen Gott aus, der mithelfen könnte, dem übermächtigen
Egoismus, den der Mensch aus eigener Kraft nicht befriedigen kann, Genüge
zu tun.
Was der Mensch nicht wirklich ist,
aber zu sein wünscht,
das macht er zu seinem Gott oder
das ist sein Gott.
Marx Karl (1818-1883)
meinte, die Philosophen haben die Welt nur verschieden
interpretiert; es kommt darauf an,
sie zu verändern. Marx war ein philosophischer
Materialist. Der Kapitalismus war für ihn
ein selbstzerstörerisches ökonomisches System. Der Marxismus
führte zu großen Umwälzungen und nach ihm spaltete sich
die sozialistische Bewegung auf in die Sozialdemokratie und den Leninismus.
"Mögen die herrschenden Klassen vor
einer kommunistischen Revolution zittern.
Die Proletarier haben nichts zu verlieren
als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu
gewinnen. Proletarier aller Länder,
vereinigt euch!"
(Auszug aus dem berühmt
gewordenen kommunistischen Manifest, welches er zusammen mit seinem
Freund Friedrich Engels
1848 veröffentlichte)
Sigmund Freud, Kulturphilosoph
und Neurologe erarbeitete seine Tiefenpsychologie. Er entdeckte sozusagen
das Triebleben des Menschen, was ihn zu einem wichtigen Vertreter der
naturalistischen Strömung gegen Ende
des 19. Jhdt machte.
Das Bewußtsein des Menschen macht nur
einen kleinen Teil unserer Psyche aus. Was uns bewußt ist, ist wie
die Spitze des Eisberges der aus dem Wasser ragt, dahinter liegt das Unbewußte.
Wenn wir Wünsche oder Lüste haben, die für unser Gewissen
unerträglich sind, stopfen wir sie ins Unbewußte. Dieser Mechanismus
funktioniert bei allen gesunden Menschen. Für manche kann es allerdings
so anstrengend sein, daß sie davon krank werden. Das Verdrängte
versucht nämlich immer wieder ins Bewußtsein aufzusteigen, sodaß
wir immer mehr Energie aufwenden müssen, diese Impulse vor der Kritik
durch das Bewußtsein zu verstecken. Da unsere verdrängten Gedanken
mit konstantem Druck versuchen in unser Bewußtsein zu gelangen, kann
auf diese Weise das Unbewußte unsere Gefühle und Handlungen
leiten.
Je mehr man sich anstrengt, etwas zu vergessen,
desto mehr denkt man unbewußt daran.
EXISTENZPHILOSOPHIE IM 20. Jhdt
Der Existenzialismus umfaßt mehrere philosophische
Strömungen, die von der existentiellen Situation des Menschen ihren
Ausgang nehmen. Er prägte ab den 40er Jahren auch die europäische
Literatur (Albert Camus, Samuel Beckett, Eugène Ionesco, Witold
Gombrowicz, Sartre usw)
Friedrich Nietzsche
(1844-1900)
"Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit"
forderte die Umwertung aller Werte, vor allem
der christlichen Moral:
"Bleibt der Erde treu und glaubt denen nicht,
welche euch von überirdischen Hoffnungen
reden!"
"Philosophie, wie ich sie bisher verstanden habe,
ist das freiwillige Leben in Eis und Hochgebirge"
Was den vielzitierten Ausspruch "Du gehst zu
Frauen? Vergiß die Peitsche nicht!"
betrifft:
Dieser Ausspruch eines alten Weibleins in "Zarathustra" gibt
ein völlig falsches Bild Nietzsches wieder, der gegenüber dem
weiblichen Geschlecht exorbiant schüchtern war. Die Peitsche in der
Hand Nietzsches ist Altweibergeschwätz. Er war zu scheu um
sich Frauen zu nähern!
Er wird unwiderstehlich
von Schopenhauers düsterem Genius und dessen Pessimismus angezogen
- "Das Bedürfnis nach Selbsterkenntnis,
ja Selbstzernagung
packte mich gewaltsam"
Sein erstes Werk -
Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik - stößt
auf Nichtbeachtung oder Widerstand. Es befallen ihn Zweifel und schwermütige
Anwandlungen.
In atemberaubendem Tempo
schleudert er seine Werke aus sich heraus. Doch sie blieben fast ohne Resonanz.
Er ist darüber tief enttäuscht. Als auch der "Zarathustra" ohne
Echo bleibt, schreibt er:
Nach einem solchen
Anruf aus innerster Seele keinen Laut von Antwort zu hören, das ist
ein furchtbares Erlebnis; es hat mich aus allen Banden mit lebendigen Menschen
herausgehoben.
Mit 45 Jahren stürzt
Nietzsche endgültig in den seelischen Abgrund und die Ärzte diagnostizieren
eine Paralyse, die er sich durch eine in früheren Jahren erworbene
Syphilis zugezogen hat.
Sein Denken ist aufs
innigste mit seinem Leben verbunden:
"Ich habe meine Schriften
jederzeit mit meinem ganzen Leib und Leben geschrieben"
ecce
homo!
Praktikum
des Übermenschen
Sehnsucht
nach einem Freunde
Also
sprach Zarathustra ...
Jean-Paul Sartre (1905-1980)
war der tonangebende Existenzialist
überhaupt. Seine Philosophie ist gnadenlose Analyse der menschlichen
Situation wenn "Gott tot ist"
Der Mensch fühlt sich fremd in einer
Welt ohne Sinn.
Das Gefühl ein Fremder zu sein, führt
zu einem Gefühl von Verzweiflung, Langeweile, Ekel und Absurdität.
Er beschreibt den urbanen Menschen des 20. Jhdt.
Sartre erlebt die Freiheit des Menschen als Fluch.
Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt.
Erst einmal in die Welt geworfen, ist er verantwortlich
für alles was er tut. Wir sind freie Individuen und unsere Freiheit
verdammt uns unser ganzes Leben lang Entscheidungen zu treffen.
Jaspers lebenslange
Grundstimmung war das Gefühl der Einsamkeit, eine schwer zu durchbrechende
Distanz zu den Mitmenschen, eine Ängstlichkeit vor aller Berührung
mit der Welt.
Er studiert Medizin und Psychiatrie um den Menschen
als Ganzes zu erfassen.
Die Suche nach sich selbst
führt zuletzt in die Ausweglosigkeit, doch ist diese Erfahrung notwendig,
denn das Wesen des Menschen wird sich selbst bewußt in den Grenz-
situationen. Die Übernahme der Existenz wird nur durch den Sprung
aus der Verzweiflung möglich, den Sprung zu sich selbst als Freiheit.
Im Scheitern vermag der
Mensch zu erleben, daß ihm, was er sich nicht selber verschaffen
kann, gegeben wird. "Ich erfahre mich im unbegreiflichen Aufgefangen
werden"
In einer Welt, die in allem
fragwürdig geworden ist, suchen wir philosophierend Richtung zu halten,
ohne das Ziel zu kennen.
Martin Heidegger bringt
fast sein ganzes Leben im Schwarzwald, in einer kärglichen Hütte
am Hang des Feldberges zu. Das alemannische Wesen Heideggers zeigt sich
auch in seinem schweren, bedächtigen Denken, dem grüblerischen
Tiefsinn, dem leisen Schwermut der von ihm ausgeht.
Von seinen Worten geht eine starke Faszination
aus. Er weicht keinem Problem aus, verurteilt voreilige Antworten und trägt
ohne rethorische Mätzchen vor.
Sein Werk "Sein und Zeit" schlägt wie der
Blitz in die philosophische Landschaft ein:
"Mit der Frage nach
dem Sein wagen wir uns an den Rand der völligen Dunkelheit."
Den Ausdruck Existenz, von
ihm häufig auch Ek-sistenz (ex-sistere=hinausstehen) geschrieben,
versteht er nicht als nacktes Dasein des Menschen, sondern wörtlich
als ein Hinausstehen aus sich selbst in das Sein.
"Der Mensch wird er
selbst in der todbereiten Entschlossenheit und Übernahme seiner nichtigen
Existenz; er wird er selbst, indem er sich entschließt, nicht nach
fremdem Gesetz, sondern aus sich selbst heraus, aus eigenstem Grunde zu
existieren."
Als Grundstruktur des menschlichen
Daseins sieht Heidegger die Zeitlichkeit. Diese ist kein Schema, in dem
Abläufe stattfinden, sondern die Zeitlichkeit des menschlichen Daseins.
Eine wesentliche Einsicht von ihm ist: Wenn es um das Sein geht, kann nur
am Rande vom Menschen die Rede sein. Er spricht diesem jetzt die zentrale
Stellung ab, die er im neuzeitlichen Subjektivismus und im modernen Existentialismus
erlangt hat.
Bertrand Russell (1872-1969)
Drei einfache doch übermächtige Leidenschaften
haben sein Leben bestimmt: das Verlangen nach Liebe, der Drang nach Erkenntnis
und sein unerträgliches Mitgefühl mit den Leiden der Menschheit.
Nach Liebe trachte ich,
einmal, weil sie Verzückung erzeugt, eine Verzückung, so gewaltig,
daß ich oft mein ganzes mir noch bevorstehendes Leben hingegeben
hätte für ein paar Stunden dieses Überschwanges. Zum anderen
habe ich nach Liebe getrachtet, weil sie vor der Einsamkeit erlöst,
jener entsetzlichen Einsamkeit, in der ein einzelnes erschauerndes Bewußtsein
über den Saum der Welt hinabblickt in den kalten leblosen unauslotbaren
Abgrund. Und letztens habe ich nach Liebe getrachtet, weil ich in der liebenden
Vereinigung, in mystisch verkleinertem Abbild, die Vorahnung des Himmels
erschaute, wie er in der Vorstellung der Heiligen und Dichter lebt.
Diesen Worten
entspricht Russells Leben. Er heiratet viermal und hat nebenbei unzählige
Liebschaften.
Schon in früher Jugend
verliert er den Glauben an die drei großen Gegenstände der Metaphysik:
Gott, Freiheit, Unsterblichkeit. Den Menschen versteht er als ein Wesen,
daß zwangsläufig die Befriedigung der eigenen Wünsche erstrebt.
"Unser Zeitalter ist düster,
aber vielleicht werden gerade die Ängste, die es uns einflößt,
zu einem Quell der Weisheit. Das Notwendigste, was die Welt braucht um
glücklich zu werden,
ist Einsicht"
Trotz Weltruhm und Nobelpreis
für Literatur bleibt ihm immer das Gefühl der
Einsamkeit
Ludwig Wittgenstein (1889-1951)
fürchtet ständig den Verstand zu verlieren oder zu sterben, ehe
sein Werk vollendet ist. Bereits als 23jähriger, nachdem er sein Millionenerbe
verschenkt hatte um innere Unabhängigkeit von Besitztum zu erlangen
bekennt er:
"Ich lebe in schrecklicher
Einsamkeit, immerzu am Rande des Selbstmordes"
Diese Grundstimmung bleibt
ihm sein Leben lang erhalten
"Dauernd stolpert und
fällt man,
stolpert und fällt,
und man kann sich nur
selbst aufheben und versuchen,
wieder weiterzugehen.
Jedenfalls habe ich
das mein ganzes Leben tun müssen."
Nach seinem ersten bedeutenden Werk - Tractatus logico-philosophicus - stürzt ihn ein Buch von Tolstoi (Die Evangelien) in eine heftige Krise. Depressionen veranlassen ihn auch den Dienst als Dorfschullehrer in Niederösterreich aufzugeben. Dennoch holen ihn seine Freunde nach Cambridge zurück wo er als Fellow Vorlesungen hält.
Mit Wittgenstein hat die
traditionelle Philosophie ausgespielt. Was bei ihm heraufzieht ist ihr
Untergang.
"Die meisten Aussagen und
Fragen, welche über philosophische Dinge geschrieben worden sind,
sind nicht falsch, sondern unsinnig"
Wovon man nicht sprechen
kann, darüber muß man schweigen!
Die Philosophie ist ein
Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes
durch die Mittel der
Sprache.
Die Philosophie ist also
nicht Erörterung von letztlich doch unlösbaren Problemen, sie
ist in Wirklichkeit rein deskriptiv, nämlich Beschreibung des Gebrauchs
von Wörtern.
Wittgenstein liegt zuletzt
daran, daß die philosophischen Probleme vollkommen verschwinden sollen.
Wir führen die
Wörter von ihrer metaphysischen wieder auf ihre alltägliche Verwendung
zurück.
Es nennt sich ESP oder Parapsychologie, Telepathie, Clairvoyance, Hellseherei und Psychokinese, Spiritismus, Astrologie und Ufologie. Es gibt viel esotherisches in unserer heutigen Zeit, aber nur eines davon ist ganz sicher - daß es vieles gibt, was wir Menschen nicht verstehen. So möchte ich diesen kleinen philosophischen Exkurs mit einem Ausspruch Gaardeners beschließen:
Auch wenn
wir noch niemals eine weiße Krähe gesehen haben,
dürfen
wir nicht aufhören, danach zu suchen!