Sokrates wollte die Menschen nicht belehren.
Er stellte oft als Unwissender Fragen (Sokratsche Ironie - sich dümmer stellen als man ist)
und brachte dadurch die Menschen zur Vernunft.
Dann zeigte er ihnen mit Ironie und vielerlei dialektischen Künsten,
daß sie im Grunde nichts von dem verstehen, wovon sie so selbstsicher
daherredeten, und daß sie am wenigsten sich selber begreifen.

... im Weggehen überlegte ich bei mir selber, daß ich
wissender sei als jener Mensch. Denn keiner von uns
beiden scheint etwas Gutes und Rechtes zu wissen;
Jener aber meint zu wissen und weiß doch nicht;
Ich jedoch, der ich nicht weiß, glaube auch nicht zu wissen;
Ich scheine somit um in geringeres wissender zu sein als er,
weil ich nicht meine zu wissen, was ich nicht weiß...
(diese Worte wurden von ihm anläßlich einer Aussage vor Gericht protokolliert)
 

Für Sokrates heißt philosophieren - in Frage stellen.
Je philosophischer der Philosoph ist, umso radikaler stellt er seine Fragen.
So kann man es den Athenern nicht verübeln, daß sie den unangenehmen Kritiker, der den Verfall Griechenlands aufzeigt zum Verstummen bringen. Noch vor Gericht reizt Sokrates seine Richter mit kühnen Reden bis aufs
Blut und trinkt lieber den todbringenden Schierlingsbecher als von seiner
Meinung abzulassen

Wo einer sich selbst auf einen Posten stellt,
in der Überzeugung, das sei das Beste,
da muß er, wie mir scheint,
auf alle Gefahr hin ausharren und weder
den Tod noch irgend etwas andres bedenken
außer Schande.



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