Autor: Lilith (Lily) (Lilith9889@aol.com)
Titel: Gedanken
Freigabe: -
Teil: 1 / 1
Spoilers: keine
Inhalt: Buffy ist  tot und einige Leute machen sich über sie Gedanken
Hauptcharaktere: Die Männer in Buffys Leben
Disclaimer:  Leider gehört nichts davon mir, sondern nur Joss Whedon & Co.
Kommentar: Die Idee dazu kam mir mitten in der Nacht, als ich mal wieder nicht einschlafen konnte. 
 
 
„Warum nur?“ fragte er sich zum x-ten mal. Er griff nach der Flasche mit der hellbraunen Flüssigkeit und hob sie an seine Lippen. Er wusste, dass er zu viel trank, aber so konnte er wenigstens den Schmerz ein wenig lindern.
Es widerte ihn an ... er widerte sich selbst an. Was war nur aus ihm geworden? Ein Wrack – genau das war er. Verkroch sich nur noch in seinen eigenen vier Wänden, ließ niemanden herein und betrank sich sinnlos. Verächtlich sah er die Flasche an und warf sie fluchend an die Wand. Schwerfällig erhob er sich aus dem Sessel und schwankte zur Tür. Er musste raus – brauchte dringend frische Luft. Als er die kühle Nachtluft einatmete, schwankte er gewaltig und er musste sich an der Wand abstützen um nicht hinzufallen. Er war schlimmer betrunken, als er dachte. Einige Male atmete er tief durch, bis sein Kopf wieder etwas klarer wurde und er es sich wagen konnte, einige vorsichtige Schritte zu gehen. Langsam ging er durch die dunkle Stadt. Ziellos wanderte er umher, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Dass es in Strömen regnete, störte ihn nicht. Er nahm es noch nicht einmal wahr. Er dachte ständig nur an sie. An die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten.
Als er irgendwann stehen blieb, bemerkte er, dass er an einem Grab stand.
 
Buffy Anne Summers
1981 – 2001
Beloved Sister Devoted Friend
She saved the World a lot
 
las er auf dem Stein. Völlig erschöpft ließ er sich davor auf die Erde sinken. Er fühlte sich total ausgelaugt, wie nach einem Marathonlauf. Lange Zeit saß er einfach nur da und starrte den Grabstein an.
„Warum?“ flüsterte er wieder. „Warum hast du uns ... hast du mich verlassen?“ Wütend schlug er auf das feuchte Erdreich ein.
„Verzeih mir, ich weiß, du hattest keine Wahl. Du musstest schließlich die Welt retten. Ich wünschte nur, ich hätte mehr tun können! Dir irgendwie helfen. Aber vielleicht hätte ich auch einfach nur gehen sollen – dich alleine lassen. Aber ich konnte es einfach nicht! Ich konnte es nicht!“ Selbst jetzt konnte er Sunnydale nicht verlassen. Allerdings war er schon oft kurz davor gewesen. Einige Sachen hatte er sogar schon gepackt. Aber noch war er nicht dazu bereit, den Höllenschlund zu verlassen und nach England zurückzukehren. Ständig fand er einen anderen Grund warum er noch nicht gehen konnte. Einmal war es der Laden, dann Dawn oder der Buffy-Bot. Aber nie verriet er den wahren Grund. Er vergrub sein Gesicht zwischen den Händen und ließ zum ersten Mal seit langer Zeit seinen Tränen freien lauf.
 
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Etwa zur gleichen Zeit, als der Mann leicht schwankend durch die Straßen von Sunnydale ging, streifte ein anderer über einen der zahlreichen Friedhöfe der gleichen Stadt.
„Was ist heute nur los? Nicht ein lausiger Vampir zu sehen!“ schimpfte er vor sich hin. Frustriert kickte er einen Stein weg.
„Ruhe am Höllenschlund! Dass es so was überhaupt gibt – jetzt wo ...“ Als er an sie dachte, verfinsterte sich zuerst sein Gesicht, bevor es einen unendlich traurigen Ausdruck annahm. Da er alleine war, war es ihm egal, ob er unglücklich aussah oder nicht. Vor den anderen allerdings verbarg er seine Gefühle so gut es ging. Die Scoobies sollten nicht merken, wie sehr er unter Buffys Tot litt. Er fragte sich, wie sie es ertragen konnten, tagtäglich den Buffy-Bot zu sehen. Für ihn selbst war es fast die Hölle, obwohl der Bot doch irgendwie anders war als seine Buffy.
Seine Buffy, pah! Sie war nie seine Buffy gewesen, so sehr er sich das auch immer gewünscht hatte.
Manchmal verfluchte er den Tag, an dem er zum ersten Mal das "Welcome to Sunnydale"-Schild umgefahren hatte. Wäre er nie hierher gekommen, dann hätte er nie die Jägerin kennen gelernt und hätte sich auch nicht in sie verliebt. Oh ja, er hatte sie geliebt; liebte sie immer noch - mit jeder Faser seines toten Körpers. Es hatte lange gedauert, bis er es sich endlich eingestanden hatte. Dru erkannte es vor ihm und sagte es ihm schließlich auch. Zuerst hatte er es abgestritten – schließlich war er William der Blutige! Er tötete Jägerinnen und verliebte sich nicht einfach so in sie! Aber er hatte sich eben doch verliebt und war deshalb nach Sunnydale zurückgekehrt. Und jetzt, nach Buffys Tot, half er den Scoobies so gut es ging. Er wusste, dass sie ihm immer noch nicht ganz vertrauten, aber ihnen war jede Hilfe recht, die sie bekommen konnten und inzwischen waren sie fast so etwas ähnliches wie Freunde geworden. Selbst wenn nicht, er würde nicht einfach weg gehen. Er konnte es nicht. Er hatte es ihr versprochen; versprochen auf ihre Schwester aufzupassen. Und genau das tat er auch; seit genau 132, nein, seit 133 Tagen achtete er auf Krümel. Selbst wenn alle schon schliefen und es ruhig war, stand er noch unter dem Baum vor dem Haus. Während er auf die Umgebung achtete, malte er sich dabei jede Nacht aus, wie er sie hätte retten können. Ihm fiel jedes Mal etwas neues ein und immer schaffte er es, sie zu retten.
„Bloody Hell!“ fluchte er, als er bemerkte, dass ihm wieder einmal einige Tränen die Wange hinunterliefen. Schnell wischte er sie sich weg, zündete sich eine Zigarette an und machte sich auf den Weg zu ihrem Grab. Als er an einer frischen Grabstätte vorbei kam, stahl er noch eine einzelne Blume bevor er rasch weiter ging.
 
 
„Soll ich dir sagen, warum ich es nie konnte?“ fragte der Mann, als seine Tränen fast versiegt waren.
„Ich konnte nicht gehen, weil....“
„Weil Sie sie lieben“ beendete jemand anderes den Satz für ihn.
Erschrocken drehte er sich um und starrte den blonden Vampir an. Dieser schnippte lässig seine Zigarette weg und trat näher.
„Ich habe doch recht, Rupert. Sie lieben sie ebenso sehr wie ich.“
Rupert Giles sah ihn sprachlos an. Er erwartete eine spitze Bemerkung von Spike, aber sie kam nicht. Statt dessen kniete er sich neben ihn und blickte traurig auf das Grab.
„Hi Buffy. Dawn geht es gut. Aber sie findet es langsam ätzend, dass ich immer auf sie aufpasse." Er räusperte sich, bevor er weitersprach: "Hm... also, ich hab dir wieder eine Blume mitgebracht. Ich hoffe sie gefällt dir“ meinte er und legte vorsichtig die Rose auf das Grab.
„Ja, Sie haben recht“ antwortete Giles endlich. Spike wusste, dass es Giles schwer gefallen war, es endlich einzugestehen und dann auch noch ausgerechnet ihm. Spike sah ihn an und nickte verständisvoll. Dann sagte niemand mehr etwas. Gemeinsam saßen sie trauernd an Buffy Ann Summers Grab und dachten an die Frau, die sie beide geliebt hatten.
 
 
Ende
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