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Ich bin wieder wer

Ich bin wieder wer. Ich war wer, wurde weniger. Jetzt bin ich wieder wer, was aber auch nichts ist. Doch immerhin.

Man fragt sich, was das soll, das Reisen, wenn man sich keine Illusionen machen darf. Weil, dann könnte man ja auch zu Hause bleiben, den berühmten Nagel unbehängt lassen und weiter im 360°-Blickfeld des Televisors auf- und abwandeln, im Geiste getragen von der schwitzigen Vorstellung fünfzehn spitzer Brüste, samt der daran festgewachsenen siebeneinhalb fertil-näselnden Anfangzwanzigerinnen, willig, gespreizten Gebeins irgendwo im vollmondbeglänzten Sand atlantischer Strände oder verteilt auf die Zelte gleich dreier benachbarter Campingplätze und dennoch allesamt simultan bedient. Nein, so geht es nicht. Es geht nicht so, das ist klar, aber es geht offenbar auch nicht anders, das ist Klara, die Schlampe, die lebende Laufmasche, Klara, ich bin heimgekehrt, Schatz, du hast mich wieder, mein Gesicht lagert auf deinem Arschloch, Baby, sanft senkt sich die borstige Haut deiner Schenkel auf meine Ohren, die hosenbödige Kapuze deiner Leggings bedeckt mein Haupt und meine Arme tauchen zurück in die pieksigen Röhrengänge deiner Oberschenkelknochen, mit anderen Worten: Ich bin wieder wer - endlich, es wurde ja auch Zeit.

Frischweg, was gibt's zu tun? Ein zeitloses Mammut schinden? Das thymianfressende Koloss ausnehmen, verarbeiten, auskochen, verwerten, aufbereiten? Meint ihr Arschgeigen denn allen Ernstes, ihr erführet hier etwas über das, was mich bewegt? Meint ihr, ich wäre gewillt, mir das Skalpell der Länge nach über den Bauch zu ziehen und mich aufzuklappen, so wie die Ratte damals im Disektionskurs, als ich mir in den Finger säbelte und mein Blut ins neonbeleuchtete und ätherstinkende Gekröse tropfte? Meint ihr, ich wollte, und - seinen wir ehrlich - meint ihr, ich könnte hier einen rauslassen: einen prähistorischen Grottenschwank etwa, oder mir mal eben die Eier ausreißen, um sie an der Spitze meines Taktstocks baumeln zu lassen, und sei es nur für die Dauer eines einzigen Libellenficks?

Den allerdings habe ich erlebt. Das verhakelte Büroklammerpärchen schwirrte vor mir auf und ab, als mein badender Leib die steinerne Rinne verstopfte, durch die der Bergbach aus dem oberen Bassin abfloss. Angelaufen waren sie, blau, wie die Auspuffkümmerrohre meines Motorrads, weil die Natur es so gewollt hat, nicht wegen ihres Zustands sexueller Raserei (beneidet habe ich die zwei natürlich dennoch). Und als er sich dann erhob, unser "Spargeltarzan" - so sollte ihn ein paar durchkurvte Tage später die kleine Politesse aus Höxter titulieren - ja, als ich mich also erhob, und der aufgestaute See kam wie eine umkippende Badewanne, und ich dachte noch: na, da spielst du den freundlich-unfreundlichen Froschfressern vom Granitrand des tieferliegenden Bassins Kraft plötzlich ansteigenden Wasserpegels und ergo konsequent durchnässter Badetücher doch wenigstens einen Grund zu, so pupig drauf zu sein, wie sie sich ohnehin von Anbeginn gebärdet hatten - wohl wegen meiner jungfernblassen Nacktheit, Scheißkatholen die -, da war es alles halb so wild. Ein bisschen hat's gerauscht, doch kaum geschäumt. Sie haben nicht mal aufgeblickt. ' war alles halb so wild. Es wurde alles halb so heiß gegessen, wie gekocht.

Mein Kopf steckt wieder in Klaras Muschi. Viel weiter komme ich nicht rein. Dafür sind meine Schultern doch zu breit. Grün ist es hier und dunkel. Regenwasser läuft die Wände herunter. Mir ist nicht heiß noch kalt. Ich bin wieder wer. Daran wird sich so schnell nichts ändern.

 

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