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(von Thorsten Nesch)

Peinlich
Literatur im Free-Jazz-Stil

"Peinlich" ist alles andere als peinlich, vielmehr müssen sich die "alteingeschriebenen" Autorinnen von dessen Stil und Witz peinlich berührt fühlen. Der gleichnamige Protagonist poltert durch die Story seines Lebens wie eine Flipperkugel im Tilt-Spiel. Er eckt an seiner Beziehung mit Margit, seinem Freund Rudi, seinen Jobs, seinem ganzen Leben an. Zunächst wird er von Margit auf die Straße gesetzt und er zieht zu Rudi, wobei es sich weniger um eine bilaterale Wohngemeinschaft handelt als eine einzig von Peinlich ausgerufene. Rudis Ermahnung an ihn, sich schleunigst eine eigene Wohnung zu suchen, verhallt. Es folgt nach exakt der Hälfte des Romans eine Wendung, die selbst ausgiebige Leseratten überraschen dürfte...
Der bereits erwähnte Stil kann einzig mit einem Blick in die Biographie des Autors Mattis Manzel erklärt werden, zählt zu seinen Ur-Obsessionen doch der Jazz, und dessen schrille Töne spiegeln sich in den überwiegend kurzen pointierten Sätzen seiner Sprache wider. Ersteinmal in diesen Rhythmus eingelesen, sieht man sich der Gefahr gegenüber, durch die offensichtliche Trivialität der Geschichte deren eigentlichen Inhalt auf die leichte Schulter zu nehmen, und genau dabei könnten einem die besten Abschnitte entgehen.
Will man "Peinlich" vergleichen, dann mit Kotzwinkle's "Fan-Man", wenn dieser an seinem "Dorkie-Tag" einen schrägen Traum gehabt hätte. Peinlichs Weltsicht und Auffassungsgabe äußert sich in Beispielen wie "Genaugenommen sah er aus wie ein Glas Brackwasser, auf dem eine Lache Roy Orbison schwamm". Nesch

Mattis Manzel, Peinlich, Ammann Verlag, Zürich 1995, 280 S., 38,- DM

 

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