10.01.2004 - Klima und Wetter
Forscher: Globale Erderwärmung bedroht Millionen verschiedener Lebensformen
Temperaturerhöhungen könnten innerhalb von 50 Jahren ein Viertel der Tier- und Pflanzenarten der Kontinente zum Aussterben verurteilen
Eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität von Leeds in Großbritannien hat in einer großangelegten Studie die Auswirkungen von Temperaturerhöhungen auf mehr als 1100 Tier- und Pflanzenarten untersucht. Dabei berücksichtigten die Forscher für jede einzelne Art deren „Idealklima“ sowie die Möglichkeit der Auswanderung in angrenzende Klimaregionen im Falle einer kontinuierlichen Erderwärmung. Der in dem Fachmagazin Nature (Band 427, Seite 145) erschienenen Arbeit zu Folge würden somit selbst im besten Fall einer nur geringen Erderwärmung etwa eine Million Arten zur Mitte dieses Jahrhunderts ausgestorben sein.
Um die Auswirkungen des Treibhauseffekts auf so viele verschiedene Lebensformen abschätzen zu können, griffen die Forscher um Chris Thomas auf einen großen Datenbestand zurück. So wurde etwa jeder Tier- und Pflanzenart zunächst eine Kombination „idealer“ Klimaparameter zugeordnet – etwa eine bestimmte jährliche Durchschnittstemperatur oder Niederschlagsmenge.
Die Forscher schätzten dann mit Hilfe eines mathematischen Modells die Auswirkungen dreier verschieden drastischer Szenarien der globalen Erwärmung auf die einzelnen Lebensformen ab. Je nachdem, ob die Arten in angrenzende Regionen mit besseren Klimabedingungen umsiedeln konnten oder nicht, ergaben sich unterschiedliche Überlebensprognosen. Dabei nahmen die Forscher an, dass die Größe des Lebensraums einer umgesiedelten Art kleiner ist als deren ursprüngliches Reservat. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Art nach der Umsiedlung ausstirbt, wurde dann mit einem Potenzgesetz mit der Fläche des neuen Lebensraums verknüpft. Beide Annahmen sind verschiedenen Experten der Klimaforschung und Populationsbiologie zu Folge gerechtfertigt.
Um die Studie fair zu gestalten, wählten die Forscher sowohl bereits bedrohte als auch bisher relativ unbehelligt lebende Tier- und Pflanzenarten für ihre Arbeit aus. Das Ergebnis ist in der Tat alarmierend: Selbst im besten Fall einer nur geringen Klimaerwärmung würden bis zum Jahre 2050 etwa 9 Prozent der untersuchten Arten aussterben, im schlimmsten Fall sogar 30 bis 50 Prozent.
Globale Erwärmung stellt demnach für das Überleben des Tier- und Pflanzenreichs eine ebenso große Gefahr wie die Zerstörung naturbelassener Lebensräume durch die fortschreitende Industrialisierung dar. Die Lösung dieser drohenden Katastrophe lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Der Treibhauseffekt muss aufgehalten werden.