Rein (Stmk.)

Zisterzienserabtei, Stiftskirche Mariä Himmelfahrt.

Turmlose, dreischiffige, achtjochige Pfeilerbasilika mit geradem Chorschluß (Rekonstruktion); 1129 - 1140.


Markgraf Leopold I. von Steier und seine Frau Sophie gründeten 1129 das älteste Zisterzienserkloster in Österreich. Für die Dotierung wurde das Erbe des Grafen Waldo von Rein, der 1122 kinderlos starb, herangezogen, was darauf schließen läßt, daß die Traungauer Markgrafen die Gründung im Sinne einer Testamentsvollstreckung erfüllten. Die Besiedlung erfolgte durch Mönche aus dem fränkischen Ebrach, wobei Rein der Filiationslinie Citeaux (1098), Morimond (1115) und Ebrach (1127) folgte.

Bis 1133 war das Stift im Besitze der Traungauer dann unterstellte sich Rein dem Diözesanoberhaupt Erzbischof Konrad I., die Traungauer blieben aber "defensores" des Klosters. Am 9. November 1140 erfolgte die Kirchweihe durch Erzbischof Konrad I. und die Bischöfe Reginbert von Brixen und Roman I. von Gurk. Ab 1145 geriet das Stift in wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1737 wurde der Bau großteils abgetragen und nach einer Achsendrehung um 180 Grad bis 1747 als barocke Wandpfeilerhalle wiedererrichtet. Gegenwärtig ist Stift Rein die älteste noch bestehende Ordensniederlassung.

Aufgrund einer Baubeschreibung und bildlicher Quellen kann die Stiftskirche von 1140 als turmlose achtjochige Pfeilerbasilika von 55 m Länge und 16 m Breite rekonstruiert werden. Das Mittelschiff war doppelt so breit wie die Seitenschiffe. Die Seitenschiffjoche waren stark längsrechteckig. Im Osten schlossen die Schiffe in gleicher Flucht. Das Mittelschiff wurde an beiden Kirchenfronten durch zwei übereinanderliegende Rundbogenfenster beleuchtet, die Seitenschiffe durch ein Rundbogenfenster. Neben dem Westportal war die Kirche über drei Südtüren erreichbar: im westlichsten Joch durch die Konversenpforte, im letztem Langhausjoch durch das Kreuzgangportal und im Presbyterium durch die Sakristei. Vom ersten Chorjoch führte eine nördliche Pforte in den Stiftsfriedhof. Der Außenbau war vollständig ungegliedert.

Bis auf zwei Presbyteriumsjoche, die jetzt als Eingangshalle dienen, und die Begrenzungen durch die vier Kirchenecken, hat sich vom romanischen Bau nichts mehr erhalten. Der Konventualchor diente auch als Presbyterium, dann folgte gegen Westen der Novizenchor und Konversenchor.

Da die romanische Klosterkirche von Rein weder ein Querschiff noch einen architektonisch hervortretenden Chor hatte, räumt dem Bau innerhalb der zisterziensischen Architektur eine gewisse Sonderstellung ein. Es ist jedoch zu bedenken, daß zur Bauzeit von Rein noch keine der zisterziensischen Monumentalkirchen in Frankreich fertiggestellt waren. Komplizierte Ostchorlösungen wie in Citeaux (Mitte 12. Jahrhundert), Clairvaux (1135 - 1150) oder Pontigny (1140 - 1170) entstanden erst nach dem Baubeginn von Rein und scheiden daher als Vorbilder aus. Zum Zeitpunkt des Baubeginns in Rein standen demnach keine ausgereiften Bautypen zur Verfügung.


Literatur: Grill, Rein, 1979, 41 - 59. - Müller, Rein, 1979, 401 - 410. - Deuer, Klosterkirchen, 1980, 42 - 50. - Dehio, Steiermark, 1982, 392 - 398.


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© studiolo 19.06.99 21:39

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