1966 veränderte sich Ska in einen langsameren, ruhigeren Rhythmus. Mit Hilfe von Gitarrist Ernest Ranglin und der Gruppe des Saxophonisten Tommy McCook, The Supersonics, erbrachten Reid´s Produktionen aus seinem eigenen Treasure Isle Studio den absoluten Höhepunkt des Stils. Hits wie "Ali Baba" und "Wear You To The Ball" von den Paragons, "Cry Tough", "Breaking Up", "Rock Steady" und "Ain´t That Loving You" von Alton Ellis, "You Don´t Need Me", "I Will Get Along", "I Caught You" und "Last Train To Expo ´67" von den Melodians, "Things You Say You Love" von den Jamaicans und "Queen Majesty" von den Techniques waren nur die Spitze eines eindrucksvollen Eisbergs. Allesamt sind geschmackvolle, unwiderstehlich tanzbare, soulgetränkte Rocksteady-Klassiker, in Jamaika auf Reid´s eigenen Labeln, in England auf Trojan (dem Label, das nach Reid´s Sound System benannt worden war) oder dessen Sub-Labels und Marken (incl. Treasure Isle und Duke) veröffentlicht.
Reid kam ins Stolpern, als 1969 Rocksteady gestorben war: die musikalische Revolution, die er selbst ausgelöst hatte, übersprang ihn. Aber 1970 kam er wieder: er nahm einen selten aufgenommenen Toaster names U Roy unter Vertrag und schuf im Handstreich die moderne DJ Ära. Es gab Zeiten, zu denen U Roy vier der ersten fünf Chart-Positionen belegte, er und Reid schauten nur zu, wie eine Nummer die nächste über Monate hinweg ablöste. "Wake The Town", "Wear You To The Ball", "Everybody Bowlin´", "Version Galore": Read stülpte nur den Sprechgesang über seine alten Rocksteady Hits und schuf damit ein ganz neues Genre der Reggaemusik. Auch mit anderen DJs hatte er Hits, so mit Dennis Alcapone und Lizzy. Reid´s Legende im Pantheon des Reggae war gesichert.
1973 begann Reid´s Erfolg erneut zu wanken, vielleicht dann deshalb, weil er sich zu einer Zeit hartnäckig weigerte, Rasta-Lyrik aufzunehmen, in der Roots-Themen dominierend geworden waren, aber auch, weil er als eine Figur des Establishments, eben als ein Senior-Produzent angesehen wurde. Er starb 1974.
Sein umfangreicher Backkatalog verkauft sich noch immer mit tausenden von Singles und Alben über eine Reihe von Lizenznehmern; sein Name auf einer Platte steht weiterhin als Garantie für Vergnügen über die Laufzeit der Scheibe.
Quelle: The Guiness Who's Who In Reggae, ed. by Colin Larkin, 1994, Übers.: R. Braun