Leichte Ladungsträger "Goliath" (Sd.Kfz.302/303a/303b)

Als im Jahr 1940 ein, von der französischen Firma Kegresse entwickelter kleiner Sprengladungsträger, der in der Seine versenkt worden war, von den Deutschen wieder geborgen wurde, wurde dieser genau untersucht. Bereits im November 1940 wurde ein Auftrag an die Firma Borgward vergeben ein fernlenkbares, kleines Raupenfahrzeug zu entwickeln, das zumindest 50kg Sprengstoff tragen sollte. Die Idee dabei war, Bunker, feindliche Stellungen oder sogar Panzer aus sicherer Entfernung mithilfe des Wagens sprengen zu können. Da die Sprengladung nicht ablastbar war, wurde das komplette Fahrzeug mitgesprengt. Es sollte also so aussehen, daß feindliche befestigte Stellungen entdeckt wurden, Pioniere aus gesicherten Stellungen den "Goliath" per Fernsteuerung an das feindliche Bollwerk, oder Panzer fuhren und dort die Ladung zündeten.
Hier könnt ihr mal ein Videoclip sehen von einem "Goliath" (E-Motor) im Einsatz!
Der Prototyp (im Bild links zu sehen) besaß vier große Räder, und wurde von zwei Elektromotoren, die von Batterien gespeist wurden vorwärts bewegt. Das letztendliche Produktionsfahrzeug besaß wesentlich kleinere Räder, mit Blattfederung, wodurch nun zwischen den Ketten auf jeder Seite zwei Staukästen entstanden, in denen die Batterien plaziert wurden. Dadurch wurde mehr Platz für die Sprenglandung geschaffen, die nun 60kg betrug! Die Kette wurde von drei Stützrädern über den Batteriekästen vorbeigeführt und das Leitrad war als Vollscheibenrad ausgebildet, was man alles gut auf dem nächsten Bild erkennen kann.
Dies war also der leichte Ladungsträger (Sd.Kfz.302) E-Motor, oder auch Gerät 67. Von April 1942 bis Januar 1944 wurden von den Firmen Borward und Zündapp 2650 Stück dieses Typs produziert. Er wurde von zwei Bosch MM/RQL 2500/24 RL2 Elektromotoren mit je 2,5kW angetrieben, die von zwei Batterien gespeist wurden. Bei einem Gesamtgewicht von 370kg konnte so eine Höchstgeschwindigkeit von 10km/h erreicht werden. Die maximale Reichweite betrug 1,5km auf Straße und 800m im Gelände, wobei für längere Transporte ein zweirädriger Karren zur Verfügung stand, mit dem der Goliath zu seinem Einsatzort gebracht wurde. Im Heck des Fahrzeugs befand sich eine große Kabeltrommel, die das Kabel zur Steuerung des Fahrzeugs trug und abspulte. Die Steuerung erfolgte über ein drei-poliges Kabel, wobei zwei Pole für die Steuerung und einer für das Zünden der Ladung benutzt wurde. Der "Goliath" war 1,5m lang, 0,85m breit und 0,56m hoch und die Wanne bestand aus 5mm Stahlblech. Er besaß eine Kette aus 48 Gliedern, die 16cm breit war. Mit einer Bodenfreiheit von 11,4cm und einer Kettenauflagelänge von 73cm konnten Gräben bis 60cm überschritten werden.
Die ersten E-Motor-Goliaths wurden an die Panzerpionierkompanien (Goliath) 811-815, die zum Heerespionierbataillon(mot) zbV600 (Taifun) gehörten, ausgeliefert. Auch die Pioniersturmbrigade 627 erhielt einige der ersten Goliaths. Zum Einsatz kamen aber nur wirklich wenige E-Motor-Goliaths, da zum einen die Sprengladung zu gering war um große Erfolge zu erzielen, zum anderen kostete ein Sd.Kfz.302 stolze 3000,-RM, was einer der Gründe ist, weshalb zum Januar 1944 die Produktion eingestellt wurde und die Entwicklung eines leichten Ladungsträgers mit Verbrennungsmotor vorangetrieben wurde. Im März 1945 standen noch 2527 einsatzbereite Sd.Kfz.302 zur Verfügung, was zeigt, daß der Einsatzwert wahrlich gering war.

Wie schon erwähnt, sollte der "Goliath" verbessert werden. So wurde bereits im November 1942 ein Ladungsträger gefordert, der größere Sprengladungen über größere Distanzen bringen konnte. Die Firmen Zündapp und Zachertz bauten auf Grundlage des bisherigen Goliaths eine Folgeversion, die mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet war. Die Bezeichnung lautete "Leichter Ladungsträger (V-Motor)", "Goliath", Sd.Kfz.303a bzw. Sd.Kfz.303b oder Gerät 671 bzw. Gerät 672.
Die erste Version (Sd.Kfz.303a / Gerät 671) wurde von April 1943 bis September 1944 gebaut, wobei eine Stückzahl von 4604 erreicht wurde. Dieses Fahrzeug konnte eine 75kg Sprengladung tragen. Ein Zündapp SZ7 2-Zylinder Zweitaktmotor mit 703cm³ leistete 12,5PS und brachte das 370kg schwere Fahrzeug auf eine Höchstgeschwindigkeit von 10km/h. Der hinten im Fahrzeug liegende Tank fasste 6 Liter und erlaubte so eine maximale Reichweite von 12km auf der Straße und 6-8km im Gelände. Die Wanne wurde aus 10mm Stahl gefertigt und das Fahrzeug hatte eine Länge von 1,62m, eine Breite von 0,84m und eine Höhe von 0,6m. Im Gegensatz zur E-Motor Version besaß dieser "Goliath" ein neues Speichen Leitrad, nur noch zwei Stützrollen, die Laufräder wurden von Schwingarmen gehalten, die von Schraubenfedern gefedert wurden und einen auf dem Wannendach erhöhten Lufteinlaß. Die Kette bestand aus 48 Gliedern, war 16cm breit und wog 25,5kg pro Kette.
Von der Folgeversion Sd.Kfz.303b / Gerät 672, wurden von November 1944 noch 325 Stück produziert. Diese Version konnte nun eine 100kg Sprengladung mitnehmen, und unterschied sich von der "a" Version in den Abmessungen. Die Länge betrug nun 1,63m, die Breite 0,91m und die Höhe 0,62cm. Trotz des erhöhten Gesamtgewichts von 430kg konnte bei gleicher Motorisierung eine Höchstgeschwindigkeit von 11,5km/h erreicht werden. Die übrigen Daten stimmen zwischen den beiden Versionen überein.
In den seitlichen Kästen befanden sich nun zwei Batterien, der Steuersatz und die Wirbelluftfilter. Im Vorderteil der Wanne war der Sprengsatz untergebracht, während der Motor im Mittelteil war. Im Heck war die Kabeltrommel mit 650m Kabel und der bereits erwähnte Tank. Die Bodenfreiheit bei der V-Motor Version betrug 16,8cm, womit die Watfähigkeit bei 22cm lag. Die Grabenüberschreitfähigkeit des Sd.Kfz.303a betrug 85cm, die vom Sd.Kfz.303b sogar 1,00m. Es konnten sogar Steigungen bis 70° bewältigt werden. Wenn ihr das Sd.Kfz.303 im Einsatz sehen wollt, klickt hier
Für ein "Goliath" (V-Motor) wurden bei der Produktion 542kg unlegiertes und 10kg legiertes Eisen benötigt. Der Preis für einen solchen "Goliath" betrug 1000,-RM, war also schon deutlich günstiger als die E-Motor Variante. Dennoch war auch diese Version nicht sonderlich erfolgreich, und wurden auch nicht oft eingesetzt. Von den nahezu 5000 produzierten V-Motor Goliaths waren im Januar 1945 noch 3797 im Bestand!

Hier ein schönes Bild vom Aufbau eines "Goliath" V-Motor, wobei links das Heck ist:

1: Kabeltrommel mit 650m 3-poligem Steuerungsdraht
2: Tank für den Verbrennungsmotor mit 6 Liter Fassungsvermögen
3: 2-Zylinder Zweitakt-Verbrennungsmotor mit 703cm³.
4: Motorkühlungslüfter; Luftzufuhr durch Luftansaughutze auf dem Dach.
5: Stauraum für Sprengladung 75kg / 100kg





Hier links sieht man noch ein Bild von "Goliath" auf dem Weg zum Einsatz auf dem, bereits erwähnten, zweirädrigen Karren, der von zwei Soldaten gezogen wurde. Dieses Foto entstand 1944 beim Einsatz in Warschau.
Wenn ihr an mehr Info's oder Fotos darüber interessiert seid, dann lest bitte in den erwähnten Büchern nach.

Literatur:
- Spezial-Panzerfahrzeuge des deutschen Heeres, Spielberger, Motorbuch, 1993
- Waffen und Geheimwaffen des deutschen Heeres 1933-1945 (Band 1+2) , Fritz Hahn , Bernard & Graefe Verlag , 1998
- Encyclopedia of German Tanks of World War two , Chamberlain, Doyle, Jentz , Arms and Armor Press , 1993



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