"bommmmm tschia." und "maeo nomie aeh Luisa" werde ich nie vergessen! Meine ersten Schritte in die so klangvolle portugiesische Sprache erwiesen sich als doch eher unsicher... Wer hätte da gedacht, daß PORTUGUÊS wirklich eines Tages, zusammen mit Deutsch, zu meiner 'Muttersprache' werden sollte!?
Den ersten Eindruck eines bestimmten Ortes, einer ganz speziellen Atmosphäre zu vergessen, ist kaum möglich. Meinen ersten Eindruck vom Colégio Humboldt werde ich aber mit Sicherheit ganz besonders lebhaft vor Augen behalten,denn immerhin war dies der Anfang an einem neuen Ort für mich, der eine wichtigeRolle in den kommenden Jahren und eigentlich wohl für immer spielen sollte.
Klingt vermutlich sehr poetisch, ich weiß, aber als ich in der 6. Klasse in die Humboldt-Schule für ursprüngliche drei Jahre einzog, war ich mir nicht bewußt darüber, wieviel mir diese Schule und die Menschen an ihr geben und bedeuten würden. Ich kann es in einem kurzen Satz beschreiben: ich bin jetzt Brasilianerin. Und das Colégio Humboldt hat mit Sicherheit den wesentlichsten Teil dazubeigetragen; anzufangen mit der Sprache. Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten mich mit dem portugiesischen anzufreunden, mich hineinzuhören, und gerade der kleinere Kreis half mir schnell Kontakt zu meinen Mitschülern herzustellen.
Schon bald sprach man mich auf portugiesisch an und ich mußte wohl oder Übel antworten. Kein Wunder, daß heute sämtliche meiner Tagebücher und "Randnotizen" auf portugiesisch sind.
Nun, da ich seit 8 Monaten bis zum Beenden der Schule mit dem Abitur in Berlin lebe, sehe ich einige Vorteile an der Humboldt Schule, die mir vorher vielleicht nicht so ins Auge stachen. Obwohl ich diese Schule wirklich und wahrhaftig (scheint unglaublich für die meisten, ich weiß) vom ersten Moment an geliebt habe, fallen mir jetzt, da ich an einer großen, sehr viel geschäftigeren Schule bin, noch mehr schöne Aspekt von der Humboldt auf.
Fast könnte man - zumindest die höheren - Klassen als kleine "Familie" bezeichnen, und diese sehr (brasilianisch!) soziale Seite fehlt mir in Deutschland. genauso die Offenheit neuen gegenüber, denn im allgemeinen interessiert man sich brennend für Neuankömmlinge und zeigt keine Scheu ihnen gegenüber, denn schließlich ist man in so einem multikulturellen Gewimmel immer drauf gespannt, wo denn nun der Nächste herkommt und schon gelebt hat. Was zwar immer wieder angeprangert wurde, mir aber auch immer schon gefallen hat (klar, ich sehe es ja auch von der Schülerseite!), ist das leicht ... nunja, chaotische Naturell des Colégio Humboldts. Ganz auf brasilianische Art und weise hat alles einen eigenen Rhythmus und läuft nicht immer ganz schnurstracks gerade...
Außerdem sind "Projekte" möglich, und das halte ich nun wirklich für eine Seltenheit! Sei es nun das bilden eines Schülerrats oder der Wunsch nach einer Biotop-AG-Gruppe... das gelingen ist zwar nicht unbedingt gewährleistet, aber immerhin erlebe ich hier kaum jemals Offenheit gegenüber von Schülerideen oder auch Lehrervorschlägen.
Apropos hier: ich hatte keinerlei Einlebe-Schwierigkeiten oder Stoffprobleme und auch wenn ich zwar das Jahr aufgrund meines Entschlusses, an die amerikanische Schule zu gehen, wo keine Plätze in der angemessenen klasse zu vergeben waren, wiederholen mußte, so war ich teilweise selbst erstaunt darüber, wieviel gute Hilfestellungen ich von der Humboldt Schule auf den Weg mitbekommen hatte; sei es die Gewohnheit mit zwei Schulsprachen umzugehen oder die Fähigkeit, bestimmte aufgaben, Probleme effektiv analysieren und lösen zu können.
Für den Humboldt-Unbelesenen Schüler (oder auch Elternteil), der diese meine kleine "declaracão de simpatia", wenn nicht "amor" an das Colégio Humboldt liest, mag das alles vielleicht übertrieben klingen. Und mit Sicherheit ist auch die Humboldt Schule eine SCHULE, d.h. Hausaufgaben, arbeiten, Notenstreß, Ärger mit unfairen Lehrern oder auch Klassenkameraden... - aber, wie soll ich sagen... "bom dia" und "meu nome e Luisa" spreche ich inzwischen richtig aus und auch sonst sind mir vom Colégio Humboldt die eigentlich nur die GEILSTEN Erinnerungen geblieben!
PS. Ein Hinweis für alle Neuankömmlinge: das PASTELÃO in der schuleigenen lancho(nete) ist lebensnotwendiger Bestandteil nach dem ersten probieren!!!
Ihr werdet's sehen!