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NEUROMANCER Auszug aus dem Nachwort von Norman Spinrad : |
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Jede seiner Gestalten besitzt seinen eigenen Wortschatz
und benutzt ihn, um seinem Temperament und Lebenswillen Ausdruck zu verleihen.
.Doch tun sich Autoren im allgemeinen schwer mit neuen Ideen, nicht umsonst tauchen antike Konzepte, aus der Illias auch heute noch, in neuen Gewändern, immer wieder in den Bücherregalen auf. Nur schade das diese Tendenz auch bei SF Literatur, dem Inbegriff des Neuen, beibehalten werden muss. .Doch nun soll man mir bitte das Schwärmen vergeben, denn abgesehen von diesem Manko, erfüllt Gibbson in diesem Buch alle Ansprüche, welche ich an gute SF Literatur stelle. Mir bereitet es wenig Freude mir haarsträubende psoidowissenschaftliche Erklärungen, für irgendwelche, wie auch immer gearteten Begebenheiten und Handlungsstraenge antun zu müssen, in so fern könnte man mich als HardCore SF-Fan bezeichnen. Und genau diesen Anspruch, sehe ich bei Gibbson, voll erfüllt. Da das Buch bereits 1984 geschrieben wurde, enthält es eine Fülle von Fußnoten, um dem technisch unversierten Leser, begleitende Informationen zu liefern, diese wirken heute schon fast 'niedlich', denn welcher Mensch, weis heute nichts mit Begriffen wie Megabyte und RAM an zu fangen? Als sehr amüsant empfand ich auch, dass Case mit 2MB-RAM dealt, aber man könnte diese Peinlichkeit, leicht umgehen, in dem man Mega, einfach im Geiste durch Terra ersetzt, obwohl ich annehme, das Terra in 10 Jahren kein Superlative mehr sein wird, sondern eine alltägliche Größenordnung. Als interessant empfand ich auch die Konzeption der Figur Molly, ich stelle mir seit ungefähr 2 Jahren die Frage, ob es beabsichtigt ist, dass sie alle Eigenschaften einer Allegorie des (personifizierten)Todes innehat. Molly wird als sehr hellhäutig beschrieben, meiner Meinung nach ein Symbol für die weißen Knochen, des Sensenmanns, weiterhin besitzt sie ein Cyberimplantat, welches ihr in digitaler Form, die aktuelle Zeit angibt, gleichbedeutend mit der Sanduhr des Sensenmanns und schließlich und endlich ihre Klingen, welche an den Fingern unter der Haut, nicht unähnlich von Katzenkrallen, implantiert sind, die in meinen Augen die Sense ersetzen, mit denen der Tod, die Seelen vom Körper trennt. Nein ich bin fest davon überzeugt, dass dies kein Zufall ist, denn Molly als berufsmäßiger Killer IST der Tod. Case die eigentliche Hauptfigur ist ein Drogenabhängiger Decker. Decker entspricht in etwa dem heutigen Verständnis von Hacker, der den Ansprüchen der Zukünftigen Datenkomunikation entsprechend in einem virtuellen Raum operiert, dem sogenannten ' Cyberspace ', dieses Schlagwort, des anbrechenden Information Zeitalters, stammt aus einem frühen Werk Gibbons, doch das Konzept, welches sich dahinter verbirgt wird erst vollständig eingängig, nachdem man dieses Buch gelesen hat. Case steht die DiXie - Flatline, das konservierte Handlungsmodell eines Toten, das Hirn des, nunmehr toten, DiXie, wurde während eines nicht ganz legalen Ausflugs in den Cyberspace, von ICE, einem elektronischen Abwehr Mechanismus, gebraten und in einem ROM gespeichert. Armitage ist der stets undurchsichtig erscheinende Kontaktmann von Case zu dessen Auftraggeber. In weiteren Rollen: WINTERMUTE und NEUROMANCER die künstlichen Intelligenzen, die ihre eigenen undurchschaubaren Ränke schmieden und mehr als einmal heftig in das Leben der biologischen Intelligenzen Case, Molly und Armitage eingreifen. Gerade deren Gestaltung macht den Reiz der Story aus, diese komplett andere Art zu denken, ihr Unvermögen mit Menschen zu kommunizieren ohne die Zuhilfenahme eines Personen Modells, dem Schema, der Art zu denken, eines spezifischen Menschen... |
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