2. Was sind Ursachen der Erziehungsunsicherheit?

 
Mit der pluralistischen, offenen Gesellschaft haben sich die Erziehungsziele gewandelt. Worüber früher breite Übereinstimmung bestand, wird heute sehr gegensätzlich gestritten. Bis in die 60er Jahre noch sah man Gehorsam, Höflichkeit, Anpassung, Sauberkeit, Sparsamkeit, die Arbeit ordentlich und gewissenhaft tun als die zentralen Ziele an. Heute werden solche Tugenden eher kritisiert oder in Selbstständigkeit, Kritikfähigkeit und Kooperationsbereitschaft das eigentlich wertvolle Erziehungsziel gesehen.

Auch die Erwartungen unserer Gesellschaft selbst sind widersprüchlich und gespalten bezüglich des Erziehungsergebnisses: Die Familie soll der Gesellschaft einerseits rücksichtsvolle, kooperative Kinder übergeben, andererseits ehrgeizige, erfolgsorientierte, durchsetzungsfähige, die Kinder sollen sich einerseits begrenzen, andrerseits unbeschränkt konsumieren, um den wirtschaftlichen Kreislauf in Schwung zu halten, sie sollen einerseits feste und dauerhafte Bindungen eingehen können und sehr stabil sein, andererseits jederzeit flexibel und kompromisslos mobil.
 

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