Vom Tauschhandel bis zum Euro
Der Tauschhandel:
Ganz am Anfang sorgte sich jede Gruppe oder Familie nur um ihre eigenen Angelegenheiten. Es wurde gemeinsam gejagt, die Kleidung hergestellt, Unterschlüpfe gebaut und vieles mehr.
Allmählich kamen unsere Vorfahren dahinter, wie man Werkzeuge herstellt, Äxte oder Speerspitzen aus Stein und später auch aus Metall. Diese Werkzeuge waren für die Menschen bei der Nahrungsbeschaffung und bei der Abwehr wilder Tiere und Feinde sehr hilfreich. Jedoch konnte einer, der Speerspitzen, Äxte und andere Werkzeuge herstellte, schlecht gleichzeitig auf Jagt gehen. So begannen die Tauschgeschäfte. Da tauschte zum Beispiel der Werkzeugmacher seine Werkzeuge beim Jäger gegen Fleisch und Felle ein. Diese Tauschgeschäfte waren aber sehr langwierig (handeln!) und die Dinge, die man tauschte besaßen oft nicht den gleichen Wert. Manchmal konnte es natürlich auch Schwierigkeiten geben, den richtigen Tauschpartner zu finden, der gerade das anbot, was man brauchte.
Mit beginnender Sesshaftigkeit gewannen Vieh und manche Naturalien, wie zum Beispiel Getreide, die Bedeutung eine Zahlungsmittels. Der Vorteil davon war, dass der Wert dieses Zahlungsmittels allgemein anerkannt und bekannt war. Bei dem berühmten griechischen Dichter Homer kann man über den Wert des Viehs nachlesen: Die Rüstung des Menelaos wird mit neun, die des Glaukos mit 100 Stieren bewertet, Selbst die Bräute werden auf diese Weise erworben –eine mannhafte Frau galt 20 Rinder. Noch heute kann man die Verbindung von Vieh und Geld erkennen: Das lateinische Wort pecus bedeutet Vieh und pecunia Geld. Auch unserdeutsches Wort Pfennig lässt sich daraus herleiten.
Auf ihren Jagdzügen erlegten die Menschen nicht nur Tiere, sie fanden auch hübsche bunte Steine, seltene Muscheln oder durchsichtige Bernsteinstücke, Die gefielen ihnen, sie nahmen sie mit und machten Ketten daraus. Man brachte sie als Geschenk oder tauschte sie gegen Essbares. Damit war der Tauschhandel in zwei verschiedene Stufen geteilt: Wer ein erlegtes Tier übrig hatte, gab es zunächst für ein paar schöne Muschelschalen her. Mit diesen Muscheln konnte er dann später einen neuen Speer oder ein Fell erwerben.
Die Menschen hatten ein von allen anerkanntes Tauschmittel gefunden; ein eigentlich nutzloses Ding, das nur in kleiner Menge vorhanden und damit selten und rar war, das aber gerade deshalb jeder haben wollte. Außerdem war es handlich und klein. Auch Nahrungsmittel wurden gelegentlich zu Geld. Zu erwähnen sind hier zum Beispiel die Säcke mit Kakaobohnen, die zu je 24000 Stück pro Sack bei den Azteken Mexikos im Umlauf waren. Der Reis war in Hinterindien und in Korea das Zahlungsmittel, die Datteln im Sudan, aber auch die gestempelten Salzkuchen, die im Handel zwischen China und Tibet von Hand zu Hand gegeben wurden, ebenso wie die gestempelten Ziegel aus gepressten Teeblättern. Besonders merkwürdiges Geld sind die durchlochten Kalkscheiben, die auf der Insel Yap im Pazifik im Umlauf waren. Auch Geräte wie Waffen, Beile, Sicheln und Hacken, wurden vor allem in der Bronzezeit als Zahlungsmittel eingesetzt.
Metalle, edle wie unedle, als Schmuck, ungeformt als rohe Klumpen oder einfach in Barren, nach Gewicht ausgewogen, setzten sich schließlich als Tausch- und Zahlungsmittel auf der ganzen Welt durch. Dieses Geld übertraf an Zweckmäßigkeit alles andere, denn Geräte nutzen sich ab, Nahrungsmittel verderben und müssen aufgebraucht werden und Tiere bedürfen der Pflege und Fütterung. Außerdem sind sie nur schwer zu transportieren und von unterschiedlicher Qualität.
Bessere Voraussetzungen haben da die Metalle. Sie sind mühelos transportabel, von unbegrenzter Haltbarkeit, beliebig teilbar und allseitig verwendungsfähig. Die Seltenheit edler Stoffe wie Gold und Silber ermöglicht es, große Zahlungen durch verhältnismäßig geringe Metallmengen zu begleichen. Für kleinere Zahlungen konnten die unedlen Metalle wie Kupfer und Kupferlegierungen, vor allem Bronze und Messing-, aber auch Blei, Zink, Zinn und Eisen verwendet werden.
Die ersten Münzen:
Die ältesten Münzen wurden im 7. Jahrhundert v. Chr. in einem Königreich in Kleinasien geprägt – in Lydien. Bei diesen ersten Münzen handelte es sich um bohnenförmige Gebilde aus Elektron, einem natürlichen Gemisch aus Gold und Silber, das aus dem Sand der Flüsse gewaschen wurde. Zunächst trug das Elektron–Klümpchen noch kein Münzbild, sondern nur einen oder mehrere Einschläge von Nägeln, die man als primitive Stempel benutzte. Doch schon bald wurde die Vorderseite mit dem königlichen Wappen geprägt, zum Beispiel einem Löwenkopf.
Diese praktische Neuerung, Münzen als Zahlungsmittel herzustellen, verbreitete sich rasch. Die Münzen aus der Frühzeit – nicht nur die lydischen, sondern auch die zur etwa gleichen Zeit entstehenden griechischen Münzen des 7. Und 6. Vorchristlichen Jahrhunderts – sind noch nicht regelmäßig geformt, also rund und flach, sondern unregelmäßig. d. h. oval, drei- oder viereckig, mit dicken buckligen Rändern. Keine dieser frühesten Münzen sieht genauso aus wie die andere.
Münzen der Antike
Griechische Münzen:
DAS ANTIKE Griechenland war keine politische Einheit. Es gibt deshalb eine Vielzahl von Münzen, die jeweils in derselben Epoche entstanden sind. Als Prägemotiv aus dieser Zeit findet man häufig den Kopf eines Gottes, zum Beispiel Zeus, Athene oder Apoll, während die Rückseite phantasievoll geschmückt ist mit Kampfszenen, Tempeln, aber auch mit Tieren wie Stier, Adler oder Eule. Die Münzen aus Athen zeigen auf der einen Seite eine Eule, das heilige Tier der Stadtgöttin Athene. Später wurde immer häufiger das Bild des Königs oder Fürsten auf den Münzen dargestellt.
Die Münzen erleichterten zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit Tausch, Kauf und Verkauf von Waren ungemein. Aus allen Teilen der damals bekannten Welt brachten Schiffe Waren vor allem in der griechischen Metropole Athen, Theben und Korinth. Durch den regen Handelsaustausch bildete sich der erste Weltmarkt mit Einheitspreisen, die von Indien bis ins westliche Mittelmehr galten. Kaum ein Land im Mittelmeerraum verschloss sich diesem neuen Handelsverkehr und jedes Land, fast jede Stadt sogar, prägte dafür eigene Münzen.
Das Römische Geld:
Rom trieb zu dieser Zeit nur wenig Handel, es hatte nicht einmal eigene Münzen. Die Römer benutzten noch lange Zeit schwere Kupfer und Bronzebarren als Zahlungsmittel. Erst im Jahr 317 v. Chr. wurde die Silberwährung eingeführt. Von Grund auf anders wurde das Leben der Römer nach ihrem siegreichen Schlag gegen die griechische Handelsmetropole Karthago. Das besiegte Karthago musste an Rom die Kriegsentschädigung in Edelmetallen entrichten. So hatten sie genug Rohstoffe, um Münzen zu prägen. Die erste eigenständige römische Silbermünze war der Denar. Auch die Römer bildeten anfänglich auf ihren Münzen ihre Götter ab, aber später nutzten auch hier reiche Familien den Denar zur Selbstdarstellung. Die ersten Gold- und Silbermünzen trugen im Gegensatz zu unseren jetzt im Umlauf befindlichen Münzen keine Wertangaben. Um ihren Wert ermitteln zu können, mussten die Münzen jedesmal gewogen werden, Solche vollwertigen Münzen, die ganz aus einem edlen Metall bestehen, nennt man Kurantgeld.
Mit der Entstehung des Münzwesens entwickelte sich der Beruf der Münzmeisters, der sehr angesehen war. Er garantierte den Feingehalt der Münzen, überwachte den Guss und die Prägung und hatte außerdem das Recht, Münzfälschungen zu verfolgen. Der römische Kaiser Augustus begann im Jahr 19 v. Chr. das römische Geldwesen neu zu ordnen. Er ließ sein Porträt auf mehr als 500 Münztypen schlagen. Das Augustusgeld war weit verbreitet und behielt mehrere Jahrhunderte seine Gültigkeit.
Germanisches Münzwesen:
Den Übergang von den römischen zu den mittelalterlichen Münzen schufen die neu gegründeten Staaten der germanischen Volksstämme, die ins römische Reich eingedrungen waren. Ihre Prägungen sind zunächst Nachahmungen des römischen Kaiserreiches. An sie schließen eigenständige Münzprägungen der Ost- und Westgoten, der Wandalen, der Franken, Langobarden und Burgunder an. Im 8. Jahrhundert n. Chr. ordnete Pippin, der Vater Karls des Großen, das Münzwesen neu. Allein der Kaiser hatte jetzt wieder das Recht, Münzen zu prägen. Später wurde dieses Recht von den Kaisern an Landesfürsten, Bischöfe und Städte verliehen. Dadurch entstanden unzählige unterschiedliche örtliche Münzen. Mit dem zunehmenden Handel, vor allem in den Orient, kamen zusätzlich viele fremde Geldsorten in die deutschen Handelsstädte. In dieser unendlichen Vielfalt von unterschiedlichen Münzen kannte sich bald niemand mehr aus, nur noch der neue Berufsstand der Geldwechslers. Der Geldwechsler tauschte jede Währung gegen die gewünschte um, natürlich mit Gewinn. Sie wechselten Münzen von Bosporus in Münzen aus dem fernen Massilia (Marseille), Münzen aus Gold in Münzen aus Silber, Kupfer oder gar aus Eisen. Man kann sich vorstellen, dass es ihnen ein Leichtes war, die Unwissenden übers Ohr zu hauen. Viele Geldwechsler kamen also rasch zu einem großen Vermögen. Sie waren auch die Ersten, deren Vermögen nur aus Geld bestand. Banken gab es noch nicht, man bewahrte die Münzen in Kisten zu Hause auf. Ihre Geschäfte wickelten die Geldwechsler in der Regel auf öffentlichen Plätzen ab, wo sie an bankartigen Geldtischen ihre Kunden bedienten. Darum nannte man sie auch Banchieri, woraus sich in Deutschland dann der Bankier entwickelte. Wurde ein Geldwechsler bei Betrügereien entdeckt, dann warf man seinen Tisch einfach um und rief Banka rotta. Ähnliches wird bereits im neuen Testament berichtet. Als Jesus in den Tempel kam, waren dort viele Händler und Geldwechsler, die im Tempel ihre Geschäfte abwickelten, Darüber ärgerte sich Jesus sehr, denn sein Haus sollte ein Haus zum Beten sein; und so begann er die Händler hinauszuwerfen und die Tische der Geldwechsler umzust0ßen.
Die Münzherstellung heute:
Die ersten Münzen waren, wie vorher bereits beschrieben, Kurantgeld, ihr Wert entsprach dem Gehalt an Edelmetall. Heute spielen Gold und Silber für den Wert in keinem Land mehr eine große Rolle. Unsere Münzen bestehen meistens aus unedlem Material, aus Kupfer, Nickel, Stahl oder Messing, oft auch aus Mischungen (Legierungen) dieser Metalle. Solche Münzen aus unedlem Metall gibt es erst seit der Neuzeit. Der Wert der Münze ist eingeprägt – und er bleibt auch bestehen, dafür garantiert der Staat. Diese heute üblichen Münzen nennt man Scheidemünzen.
Heute dürfen Münzenin Deutschland nur an wenigen genau festgelegten Orten, in den staatlichen Münzen, hergestellt werden. Es gibt fünf Prägeanstalten: In Berlin, München, Stuttgart, Karlsruhe und Hamburg. Jede Münze verrät übrigens ihren Geburtsort. Aus jedem Geldstück ist irgendwo ein kleines A, D, F, G oder J eingeprägt. A steht für Berlin, D steht für München, F für Stuttgart, G für Karlsruhe und J für Hamburg.
Und die Münzgeschichte geht weiter. Zum ersten Januar 2002 wird die D-Mark durch den Euro ersetzt werden. Ab diesem Zeitpunkt werden in zwölf europäischen Ländern, nämlich in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien und Griechenland, Cent- und Euro- Münzen in Umlauf gebracht. Es wird acht neue Münzen geben: 1, 2, 5, 10, 20, 50, Cent sowie 1 und 2 Euro. Das Besondere an den 1- und 2- Euro- Münzen ist, sie sind zweifarbig, man nennt sie deshalb auch Bicolourmünzen. Die 1- Euro- Münze ist innen silberfarben und außen goldfarben, die 2- Euro- Münze ist innen goldfarben und außen silberfarben.
Die Vorderseite der Münzen werden in allen Ländern identisch aussehen, auf den Rückseiten der Münzen sind nationale Symbole abgebildet, die von den zwölf EU- Sternen eingefasst sind.
Vom 1. Januar 2002 bis zum 28. Februar 2002 läuft die Umtauschfrist, bis längstens 28. Februar kann man also auch noch mit D- Mark- Bargeld bezahlt werden. Danach sind die D- Mark- Banknoten nicht wertlos, sie können aber nur noch bei den Landeszentralbanken und deren Zweigniederlassungen eingetauscht werden.
Damit nicht so viele Münzen und Geldscheine auf einmal von den Sparkassen und Banken umgetauscht werden müssen und um auch unnötige Wartezeiten beim Umtausch zum Jahreswechsel 2002 zu vermeiden, ist es ratsam, schon einige Zeit vor dem 1. Januar 2002 beispielsweise das Sparschwein zu leeren und das Geld bei seinem Geldinstitut auf sein Sparkonto einzuzahlen. Das Geld auf dem Sparkonto wird dann automatisch spätestens zum 1. Januar 2002 in Euro umgerechnet.