In unserer Gesellschaft verbreitet Gewalt nicht nur Angst, sie beeinflusst dadurch auch unser Verhalten und unser Handeln - das der Jugendlichen ebenso wie das der Erwachsenen.
Störung der „Normalen“ alltäglichen Abläufe
Wie bereits erwähnt gibt es sehr viele Motive für Gewalt. Bei Gewalt unter Jugendlichen ist es oftmals das Äußere (Kleidung & Verhalten), was sie zu Opfern bzw. zu Tätern werden lässt.
So hat eine große Anzahl Jugendlicher keine andere Wahl, sich in „gefährdeten“ Gebieten (teilweise sogar auf dem Schulhof!) neutral, unauffällig, bzw. angepasst zu kleiden und zu verhalten, um Konflikten aus dem Wege zu gehen.
Dies zeigt, wie sehr Gewalt unsere gewohnten normalen Verhaltens-Abläufe im Alltag zerstört.
Durch Gewalt werden auch viele Vorurteile geschaffen oder verstärkt; so ist eine Schule, in der mehr Gewalt auftritt als in anderen, oft für viele zwingend auch eine „schlechte Schule mit schlechten Schülern, unqualifizierten Lehrern...“. So leidet jeder unter Gewalt, unabhängig davon, ob er an ihr beteiligt ist oder nicht.
Die Verschärfung von Vorurteilen durch Gewalt ist besonders gegenüber Minderheiten ausgeprägt.
So wird wie so oft aus „einem gewaltbereiten Ausländer“ „Ausländer sind gewaltbereit“.
„Zukunft der Opfer“
Neben den äußeren Verletzungen, die dem Opfer beispielsweise während einer Schlägerei zugeführt werden (oder eben in der Familie...), gibt es starke Auswirkungen auf das weitere Leben – „seelische“ Verletzungen. Die Mehrheit derer, die Gewalt am eigenen Leibe erfahren mussten, kann nur schwer ohne Hilfe ins „normale“ alltägliche Leben zurückfinden, sei es die Hilfe der Freunde, der Familie oder der Pädagogen und Therapeuten.
Häufig treten bei den Opfern durch ihre „angegriffene“ Psyche Verhaltensstörungen gegenüber Mitmenschen bzw. im sozialen Umgang auf. Es fällt ihnen weder leicht, Vertrauen gegenüber fremden oder nicht nahestehenden Menschen aufzubauen, noch in einer Gesellschaft selbstbewusst aufzutreten und sich problemlos weiterzuentwickeln.
Es fällt im Allgemeinen Vielen schwer neuen Mut zu fassen; sie werden vorsichtiger, nicht nur Menschen, sondern auch Entscheidungen gegenüber – ihr Selbstwertgefühl ist beeinträchtigt.
Dies führt oft zu einer Veränderung der Persönlichkeit.
In einigen Fällen, vor allem dann, wenn die Gewalt von der Familie (den Eltern) ausgeht und man mit ihr „erzogen“ und „groß“ wird, entwickelt sich ein gestörtes Verhältnis zur Gewalt – sie ist „normal“.
Gewalt wird einfach als alltäglich, normal und selbstverständlich akzeptiert.
Dementsprechend aggressiv und gewaltbereit reagieren diese Opfer dann auch auf Probleme und Konfliktsituationen. Sie werden zu Tätern. Man kennt keine anderen Lösungswege.
Woher sollte man sie auch kennen, wenn größtenteils Gewalt ein Bestandteil der Erziehung war?
Entnommen aus: „Gewalt - der gedankenlose Weg“, Klasse 10a