Nur mit langem Atem zum Erfolg
Aus dem Alltag eines Schulsprechers
Auf einem der großen Motivationsposter, die man seit einiger Zeit überall kaufen kann, steht „Der beste Weg zum Ziel verläuft selten gerade“. Diese Aussage beschreibt recht gut die Arbeit eines Schulsprechers:
Wenn man wirklich gute Arbeit leisten will, dann muss man nämlich ziemlich viele Kurven und Windungen in Kauf nehmen. Man muss beschwerliche Wege zurücklegen, gefährliche Klippen umschiffen und sich bemühen keinen Schiffbruch zu erleiden. Immer befindet man sich auf einem schmalen Grat: Auf der einen Seite möchte man die Interessen der Mitschüler vertreten, darf auf der anderen Seite aber keine abgehobenen, unrealistischen Forderungen stellen. Man muss damit rechnen, dass man nach drei Schritten mindestens einen zurückgehen muss, um dann eine völlig neue Richtung einzuschlagen. Dafür braucht man vor allem zwei Dinge: Viel Geduld und einen langen Atem. Zum Beispiel wenn Schüler ihre Formulare für die Schließfächer nicht abgeben und Lehrer mehrere Wochen brauchen, bis man von ihnen dringend benötigte Unterlagen erhält.
Manchmal ist man dann wirklich kurz davor aufzugeben. Man sitzt vor Briefen von allen möglichen Firmen und Organisationen, die der Schülervertretung irgendetwas andrehen wollen, führt Telefonate, schreibt Montagsdurchsagen und Protokolle und fragt sich plötzlich, warum man das alles überhaupt macht.
Auf der anderen Seite kann die Arbeit als Schulsprecher aber auch viel Spaß machen. Vor allem wenn man so ein tolles SV-Gremium wie das diesjährige hat, mit dem man sich die Arbeit teilen kann. Man darf nur nicht aufgeben, sondern muss eben ein drittes und viertes Mal in der Montagsdurchsage auf die abzugebenden Formulare hinweisen. Man muss die Lehrer eben immer wieder ansprechen und sie um die benötigten Unterlagen bitten. Man muss - um es auf den Punkt zu bringen - „auf eine nette Art und Weise penetrant sein“.
Als ich am 30. August 2000 mein Amt als Schulsprecher annahm, wusste ich, dass es viel Arbeit geben würde. Auch wenn ich im „Wahlkampf“ in der Odenwaldhalle nichts Außergewöhnliches versprochen habe, so habe ich mir und dem übrigen SV-Gremium jetzt doch einen großen Aufgabenkatalog aufgestellt: Neben dem, was frühere Schulsprecher versprochen haben (Tischtennisplatten, Schließfächer und Schulfotos), möchte ich mit Hilfe des Gremiums auch Ideen der Schülerschaft umsetzen, z.B. eine Superbowlparty und eine Netzwerksession veranstalten. Außerdem gibt es wieder das Comenius-Projekt, in das die SV einbezogen werden soll, und natürlich auch das Community Center/GyMi-Netzwerk, das ganz langsam Gestalt annimmt. Überdies muss der abstrakte Begriff „antirassistische Schule“, den das GyMi seit dem 21.11.2000 trägt, dringend mit Leben gefüllt werden und wir sollten uns als Schülervertretung auch in Sachen CDU-Schulpolitik einmischen. Nebenbei gibt es auch noch die „traditionellen“ Veranstaltungen: Weihnachtsfeier, GyMi-Konzerte und die Valentinstagsaktion...
Dies alles bedeutet Arbeit und ich bin froh, dass es Menschen im SV-Gremium gibt, die sie mit anpacken wollen. Auf einem anderen Motivationsposter heißt es „Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen“. Ich hoffe, dass ihr alle mithelfen wollt, unsere Schule zum Positiven zu verändern. Denn nur dann haben wir die Chance, dass unsere Schule der „Lebensraum“ wird, der sie laut Schulordnung sein soll. Ein zehnköpfiges SV-Gremium ist alleine machtlos, aber eintausendeinhundert Schüler haben Möglichkeiten und Fähigkeiten, die man nicht unterschätzen sollte. In diesem Sinne: Auf in die Zukunft! Sie gehört uns.
Jork Herrmann