Ein Lob der Bürokratie oder
 

"Die Bombendrohung"


Sekretärin am Schreibtisch, trinkt Kaffee, löst Kreuzworträtsel. Telefon  klingelt.

Sektreätrin: Gymnasium-Christian-Ernestinum, Bayreuth.
Anrufer: Hör'n Sie mich? Ich habe eine Bombe in der Schule versteckt. Ich will die Schulaufgabe vom Herrn Link, sonst fliegt alles in die Luft.
S: Immer langsam! So geht das auch nicht. Wer sind Sie denn überhaupt?
A: Das geht Sie nichts an. Ich will nur die Schulaufgabe vom Link, sonst jag' ich alles hoch.
S: Es handelt sich also um eine Bombendrohung, ja?
A: Ja, verdammt! Ich laß die Mistbude hochgehen, wenn...
S: Augenblick bitte! Ich habe hier einen Fragebogen vorliegen, den gehen wir am besten mal eben durch.
A: Was? Ich glaub ich spinne. Die Schulaufgaben will ich!!
S: So einfach ist das nicht. Ihren Namen muß ich schon wissen.
A: Bei Ihnen piept's wohl? Seien Sie versichert, daß...
S: Bitte Ihren Namen!
A (zittert): Den geb' ich Ihnen nicht.
S (ärgerlich): Nun hören Sie mir mal zu. Ich hab hier meinen Fragebogen, wenn der nicht ordnungsgemäß aufsgefüllt ist, kann ich nicht auf Ihr Anliegen eingehen.
A: Ich sage Ihnen meinen Namen nicht!
S: Na schön, dann machen wir das später. Kommen wir zur nächsten Lücke... wie sieht Ihre Bombe denn aus?
A: Sie besteht aus zehn roten Pappröhrchen, alle mit 100g TNT gefüllt. Ein gelber und ein blauer Draht führen zum Zünder. Ich werde...
S (notiert): ... gelber und blauer Draht.... So! und wo liegt denn Ihre Bombe?
A: Wollen Sie mich verschaukeln? Das sag ich nicht!
S: Tut mir leid, aber ich kan nur dann etwas tun, wnn der Fragebogen korrekt ausgefüllt ist. Schließlich gibt es ja noch mehr Anträge. Wo kommen wir denn da hin? Es will doch jeder zu seinem Recht kommen.
A (entmutigt): Wenn ich aber nun sage, wo ... dann wird sie doch entschärft.
S: Aber nein. Ich gebe Ihnen mein Wort.
A: Bekomme ich die Schulaufgaben?
S: Ich will mal sehen, was sich machen läßt. Sie werden sich wohl etwas gedulden müssen. Wo liegt die Bombe denn nun?
A (entnervt): Versprechen Sie aber, daß sie bleibt, wo sie ist!
S: Selbstverständlich. Was wäre eine Bombendrohung ohne Bombe.
A: Vielen Dank. Sie liegt im Heizungskeller, neben der Tür im Mülleimer.
S (notiert): ... Heizungskeller. Kommen wir wieder zu der Frage zur Person. Wie alt sind Sie?
A: Was soll das?
S: Die Frage steht hier auf dem Bogen. Wollen Sie nun die Schulaufgaben oder nicht?
A: Jaja, natürlich, ich bin 17.
S (notiert) 17... demnach besuchen Sie die elfte Klasse?
A: Ja.
S: Durchschnittseinkommen?
A: Wozu brauchen Sie das alles, verdammt nochmal?
S: Vorschrift! Und die besagt, daß ich Ihren Antrag nur dann weiterleiten darf, wenn der Fragebogen...
A: Jaja, schon gut! Ich bin Schüler und habe noch  kein Einkommen.
S (notiert): kein festes Einkommen... wohnhaft in?
A: Hä?
S: Wo wohnen Sie?
A: Sag ich nicht.
S: Keinen festen Wohnsitz?
A: Doch, schon, aber ...
S (wütend): Jetzt hören Sie mir mal zu! Stellen Sie meine Geduld nicht allzusehr auf die Probe. Ich lege sonst auf. Wollen Sie etwas von mir oder ich von Ihnen? Raus mit der Sprache! Wo wohnen Sie?
A (depremiert): Maxstraße 79
S: Na also, warum nicht gleich. Von wo aus rufen Sie an?
A: Vom Bahnhof. Telefonzelle  neben dem Taxistand. Aber bitte schicken Sie mir keine Polizei!
S: Aber nein. Ich brauche jetzt noch Ihre Augenfarbe.
A: Blau.
S: Lieblingsessen?
A: Schweinebraten mit Klösen.
S: Lieblingstier?
A: Faultier und Regenwurm.
S: Hier ist nur eines vorgesehen. Sie müssen sich schon entscheiden.
A: Also gut, dann lieber Regenwurm.
S: Und jetzt nur noch Ihren Namen.
A: Jetzt ist eh schon alles wurscht. Karlo heiße ich, Karlo Kaputnik!
S: Ich werde sehen, was sich in Ihrem Fall unternehmen läßt. zwei bis drei Wochen werden Sie aber durchaus noch warten müssen. Auf Wiederhören.

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