Intonation 


Die Intonation eines Satzes besteht aus der Akzentuierung, der Pausierung, der Rhythmisierung und der Melodisierung. Diese intonatorischen Mittel geben jedem deutschen Satz ein besonderes Gepräge. Sie unterscheiden ihn von Sätzen in anderen Sprachen durch einen harten hämmernden Rhythmus (musikalisch ausgedrückt: einen staccato-Rhythmus) und eine spezifische Melodieform.


Im Deutschen sind die Akzente entscheidend für die Rhythmisierung und die gesamte Aussprache. Das Deutsche ist eine stark akzentuierte oder akzentzentrierende Sprache. Die ganze Sprechenergie wird auf die Satzakzente konzentriert. Man rechnet das Deutsch deshalb auch zu den akzentzählenden1 (im Gegensatz zu silbenzählenden2) Sprachen, denn es besteht die Tendenz, Satzakzente in annähernd gleichen Abständen zu wiederholen. Satzakzente liegen im allgemeinen nur auf solchen Silben, die in den Wörtern als Akzentstellen festgelegt sind. Die Beherrschung der richtigen Wortakzentuierung ist daher die Grundlage der Satzakzentuierung und der Rhythmisierung.


Satzakzentuierte Silben werden nicht nur durch größere Lautstärke, langsameres Tempo und auffällige Melodieveränderung intonatorisch herausgehoben, sie werden auch sorgfältiger artikuliert. Auf akzentlose Silben oder Wörter entfällt dagegen viel weniger Sprechenergie. Sie werden schneller und flüchtiger ausgesprochen. Deshalb werden gerade die Laute dieser Silben und Wörter oft mehr oder weniger reduziert. Aus der Verbindung von starken, energisch gesprochenen Akzentsilben und akzentlosen geschwächten Silben entsteht der typische Rhythmus des Deutschen. In Abzählreimen und Kinderliedern ist dieser Rhythmus besonders gut zu erkennen.


Für die Satzakzentuierung und Pausierung gibt im Deutschen feste Regeln. Der Sprecher benutzt beides, um deutlich zu machen, was für ihn wichtig ist. Wenn er nachdrücklich viele Informationen übermitteln will, wird er langsam sprechen. Er wird zahlreiche und starke Akzente setzen und seine Sätze auch stärker durch Pausen gliedern. Der Extremfall für eine solche Intonation ist das Diktieren. Bei einem freundlichen, mehr beiläufigen Gespräch ist dagegen das Sprechtempo schneller. Die Zahl der Pausen und Akzente ist gering. Die Akzentuierung ist eher schwach ausgeprägt. Wird ein solches Gespräch plötzlich lebhaft, dann wächst die Sprechenergie. Die Pausen werden verkürzt und unregelmäßiger verwendet. Die Akzente werden stärker, und ihre Zahl wächst. Satzakzentuierung und Pausierung hängen also nicht nur von den Regeln, sondern auch von der Situation und vom Mitteilungswillen des Sprechers ab.


Wie jede Sprache hat auch das Deutsch eine ihm eigene Sprechmelodie. Sie ist nicht so lebhaft wie in einigen romanischen oder slawischen Sprachen. Sie ist aber auch nicht so gleichförmig wie in den finnisch-ugurischen Sprachen. Sie gibt jedem Satz eine besondere Melodieform, die der Melodie eines Liedes gleicht. Deshalb kann man die Melodieform des Sprechens auch gut nachsummen oder nachpfeifen. Auch die Melodisierung wird von Regeln bestimmt. sie hängt außerdem aber vom Mitteilungswillen des Sprechers ab. Will er sich ruhig und sachlich äußern, dann ist der Melodieverlauf eher flach. Das Gesamtintervall der Melodiebewegung ist klein. Ist der Sprecher dagegen freudig erregt, ärgert er sich oder ist er zornig, dann wird das Gesamtintervall größer. Dann liegt nicht nur die letzte Akzentsilbe melodisch sehr hoch, sondern auch jede vorausgehende Melodiebewegung durchläuft dann einen größeren Tonhöhenbereich.


In diesem Zusammenhang muß auf die durchschnittliche Lauheit und die durchschnittliche Tonhöhe deutscher SprecherInnen verwiesen werden. Im Deutschen sprechen Männer, Frauen und Kinder mittellaut. Leises oder sehr leises Sprechen wirkt unsicher und ängstlich. Lautes und sehr lautes Sprechen wird dagegen als aufdringlich, unhöflich oder unkultiviert beurteilt. Es wird im allgemeinen mit kräftiger, lockerer und normal tiefer Stimme gesprochen. Auch Frauen steigern ihre Tonhöhe nicht. Zwischen der Melodisierung bei Männern und Frauen bestehen keine auffälligen Unterschiede, wie dies z. b. im Englischen der Fall ist.




Hier einige der wichtigsten Regeln:
 








Pronomen vor dem Verb

Artikel, Pronomen und Präpositionen als Elemente von Satzgliedern,

Konjunktionen, die einen folgenden Redeteil oder ein Satzglied einleiten.


Von den nachfolgenden Wörtern werden angeschlossen:

Pronomen hinter dem Verb,

sonstige akzentlose Wörter.  



(Quelle: Phonothek, Stock/Hirschfeld; Deutsche Intonation, Stock)

1akzentzählend: Bezeichnung für Sprachen, deren Sprechrhythmus vor allem durch drei Merkmale bestimmt wird: 1. Durch starke Satzakzente, 2. durch die Tendenz, die Abstände zwischen den Satzakzentsilben annähernd gleich zu halten, und 3. Durch Lautreduzierungen in den akzentlosen Silben. Die Reduzierung der akzentlosen Silben ist die Voraussetzung dafür, dass die Satzakzente in annähernd zeitgleichen Abständen hervorgebracht werden können. Das Deutsche gehört zu den a. Sprachen.

2silbenzählend: Bezeichnung für Sprachen, in deren Sprechrhythmus jede Silbe gleichgewichtig behandelt wird. Im Gegensatz zu den akzentzählenden Sprachen spielt in den silbenzählenden sprachen der Unterschied zwischen akzentuierten und akzentlosen Silben eine untergeordnete Rolle. Zu den silbenzählenden Sprachen gehört z. B. das Französische und das Italienische.

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