Das Rätsel ist gelöst:

Nach wiederholtem Grübeln (Bräsig beschafft einem schöpferische Pausen, die man eigentlich nicht gebraucht hätte) habe ich endlich herausgefunden, wie diese Lachnummer es schafft, die Leute (Drews, Stegmayr, Hübner , Bürowallache wie das Backesje usw.) zu belabern.

Er ist eine Kreuzung aus Gemütsschwein und Pseudologe - vor allem letzteres: Eine Art Karl May der Germanistik, nur nicht so produktiv.(ein giftiger Schmock , was aber eine Beleidigung für Karl May ist).

Das ist zunächst bloße Taxonomie; das eigentlich interessante ist die hier folgende Analyse des pseudologischen Prozesses, welcher ein dreiphasiger kommunikativer Prozeß ist, mit einer Vorphase..

Das Folgende beruht auf Feldstudien meinerseits, ist also empirisch gesichert. Es gibt dazu auch den Bericht eines ehemaligen Saarbrücker Universitätspräsidenten, sowie eigene Beobachtungen: Während einer mündlichen Prüfung zu Gustav Regler kam er mir mal urplötzlich mit einer Bemerkung zur "Dialektik der Aufklärung" - es war schwindligmachend und außerordentlich.

Wenn Sie mit ihm reden (bes. : ihn befragen)  und irgend ihm eine Bemerkung machen, werden Sie zunächst (das ist die sog. meccklenburgische Vorphase) ein kroetenmaessig-breitmäuliges  langhingezogenes "Joah, nech" als Antwort vernehmen(Kopf im Nacken, Krötenaugen halb geschlossen), im tiefsten, hohlsten Brustton der Überzeugung. Das  das soll den Eindruck vermitteln von  "Kennen wir alles, und noch viel mehr". Außerdem verschafft es ihm eine "Denk"pause.

Die eigentliche Bräsig-Kommunikation beginnt mit Phase (1), der Kau-, Such-  oder Iterationsphase.  Das, was Sie gesagt/gefragt haben, dreht und wendet er in seinem Kroetenbreitmaul (Gehirn ist nicht vorhanden) hin und her, und wiederholt es, mehr oder weniger laut. Diese Phase dient ebenfalls dem Zeitgewinn und geht unmerklich über in

Phase (2)
, die Assoziations(oder: Verdauungs)phase, in der das so Zerrmanschte nach weiter "oben" (diese Richtung ist hypothetisch und bisher nicht genau zu bestimmen) befördert wird. Man kann hören/beobachten, wie er das Gehörte in früher schon Gehörtes/Gelesenes einordnet. Es kommen ihnen dann die wunderlichsten Kombinationen zu Ohren. Wundern Sie sich nicht, wenn wenn Sie das zu Hörende nicht mehr wiedererkennen. Er ordnet das Gehörte in sein System ein, und nur das seine, fingert es sich zurecht. Das hat mit Ihrer Frage / Bemerkung schon nicht mehr viel zu tun, ist aber eine Vorwarnung.

Denn es folgt nun Phase (3), die konklusive Lall-  oder Nebel-Phase. Das ist die entscheidende! Wer sich hier nicht vorsieht, hat fertig für den Rest seines Lebens. Man kriegt einen Schwall von Wörtern über. Es ist nicht so, daß man sich wie "vor den Kopf geschlagen" fühlt von den gehörten Wörtern, es ist eher, als sei man mit dem Kopf in eine Nebelwolke geraten, oder in die Tintenwolke eines Tintenfischs. Man fühlt sich benommen und fragt sich: "Was war den das?" Es kommen aus dem Krötenmaul Worte, über die Sie stundenlang grübeln können, ohne jemals zu einem Ergebnis zu kommen ("Was könnte er damit gemeint haben?"). Hier muß man sofort, und ohne zu grübeln, kurz den Kopf schütteln, an etwas anderes denken, ins Freie gehen oder aus dem Fenster sehen - jedenfalls sonstwohin. Andernfalls setzt sich eine bisher undefinierbare Substanz im eigenen Hirn fest, die man nicht mehr los wird. Diese Substanz ist, nach allgemeiner Auffassung, die Dummheit, jedenfalls der Botenstoff der Dummheit..


Es gibt auch eine geraffte blitzartige Kurzschluß-Variante dieses Phänomens (eigentlich nicht zu erwarten bei einem Bräsig, gibts aber doch): - Hier gibts noch viel zu forschen.

In der Naturwissenschaft sind analoge Phänomene allerdings schon länger als Parasitenbefall beobachtet worden


Hinweise auf weitere Forschungsergebnisse sind willkommen 1