Mission Child
Maureen F. McHugh


Alle Romane von Maureen McHugh haben irgendwie mit dem Problem der Geschlechtsidentifikation zu tun. Ist Männlein immer gleich Männlein oder hat jedes Männlein auch ein bißchen Weiblein und umgekehrt? Diese Problematik kommt auch in Mission Child nicht zu kurz. Das junge Mädchen Janna muß zusehen wie ihr gesamtes Dorf dem Erdboden gleich gemacht wird und kann mit ihrem Freund Aslak dem Inferno entkommen. Sie erlebt ihren ersten Geschlechtsverkehr (was auf diesem Planeten mit einer Art Heirat gleichgesetzt werden kann) und bekommt auch bald darauf ihr erstes Kind. Dann stirbt das Kind und der Mann stirbt auch. Ende erster Teil.
Irgendwie schafft Janna es im stetigen Überlebenskampf nicht aufzugeben (zudem sie irgendwelche hochtechnologischen Implantate hat) und gelangt schließlich in einer Art Lager in der sie viele Menschen findet die ein ähnliches Schicksal erlitten haben wie sie selber. Dort wird sie allerdings aufgrund ihrer Kleidung (die sie einem Toten abgenommen hat) und ihres mageren Aussehens für einen Jungen gehalten (Achtung: Geschlechtsidentifikations-Problematik!). Sie klärt den Irrtum nicht auf, weil sie es als alleinstehende Frau nur für gut hält für einen Jungen gehalten zu werden. Und so macht sie sich im zweiten Teil des Buches daran zu lernen sich wie ein richtiger Mann zu verhalten (Frauen schauen beim Teetrinken immer in die Teetasse während Männer über den Rand hinausschauen!). Natürlich kommt sie nicht umhin immer wieder einzelnen Personen zu verraten das sie eine Frau ist. Schließlich flieht sie aus dem Lager als ihre weibliche Identität aufzufliegen droht. Sie kommt in eine hochmoderniserte Stadt, die sie anfangs zwar überfordert in der sie aber in Mika einen Freund findet der ihr die Stadt erklärt und ihr auch Arbeit besorgt. Sie schafft es ihre Identität als Mann zu wahren, bis sie sich in Mika verliebt und ihm gesteht das sie eine Frau ist. Ihm macht das nichts aus und sie werden Geliebte. Eine Routineblutuntersuchung verrät den Behörden das Geschlecht Jannas - aber schließlich ist das eine hochmoderne Stadt, wo Geschlechtsumwandlungen scheinbar an der Tagesordnung sind und alles gar kein Problem. Janna entscheidet sich zwar nicht für eine Geschlechtsumwandlung, dafür aber für ein Implantat das sie mehr wie ein Mann sein lässt. Mika findet das zwar nicht so gut und bittet sie das wieder rückgängig zu machen, aber da er sowieso einige Seiten später umgebracht wird, spielt das keine weitere Rolle und Janna behält das Implantat.
Der Tod von Mika wirft Janna aus der Bahn. Sie flieht aus der Stadt auf eine Insel, arbeitet dort für eine Art Mafia-Boss, der wird auch getötet und Janna flieht mit seiner Nichte Ming Wei. Janna bringt das kleine Mädchen zu seiner Großmutter und wird dort auchs elber aufgenomen. Als die Großmutter Jannas Verletzung versorgt merkt sie das Janna eine Frau ist und stellt das auch zur Diskussion und ab jetzt sagt Janna wann immer man sie fragt : "Janna ist Janna". Hier in dörflicher Idylle lernt Janna wieder einen Mann kennen, einen Gärtner der ihr hilft einen Gemüsegarten anzulegen. Um neue Pflanzen zu kaufen machen sich die beiden auf den Weg in die Stadt. Dort werden sie von der Nachricht überrascht das in der Stadt eine Seuche ausgebrochen ist. Janna entschliest sich in der Stadt zu bleiben und den Kranken zu helfen. Das tut sie bis Ärzte (mit hochmoderner Technologie) kommen um die Krankheit zu bekämpfen und alle zu impfen. Janna kehrt in das Haus der Großmutter zurück, dort ist das kleine Mädchen verschwunden. Janna sucht das Mädchen und kommt in eine Stadt in der die Seuche ausgebrochen ist, findet das Mädchen, die Ärzte kommen wieder und die Geschichte ist aus. Die Stärke des Buches liegt nicht in der Story denn dazu baut sich einfach zu wenig Spannung auf, der große Pluspunkt liegt meiner Meinung nach in der Charakterisierung der Handlungsträger, besonders die Hauptdarstellerin Janna ist gut charakterisiert und man kann fast alle ihre Handlungen irgendwie verstehen oder zumindest nachvollziehen. Enttäuscht hat mich das Ende. Ein Ende setzen hätte man dem Buch an vielen Stellen, alleine die Höffnung das vielleicht doch noch ein Ende mit Pepp nachkommt hat einen bei der Stange gehalten. Das tatsächliche Ende aber ist enttäuschend weil man ein solches Ende schon an vielen Stellen vorher hätte setzen können. Meiner Meinung sind die letzten Teile des Buches über die Seuche und die Suche nach dem Mädchen nur unnötige Verlängerungen, die für die eigentliche Charakterisierung der Hauptdarstellerin (der wahren Stärke des Buches) nichts mehr bringen.



Status: 01.05.2000
© Antje Brand
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